Warmgewalzte Edelstahl
Arbeitsplatte
Ein Feedback hierzu liegt mir sehr am Herzen, weil mir auf meinem Entscheidungsweg leider keine hilfreichen Informationen zur Verfügung gestellt werden konnten. Den Satz „Alles sei eine Patina und wenn es einem nicht gefiele, dann wäre das Material nichts für einen“ kann ich langsam nicht mehr hören. Patina bedeutet für mich eine durch natürliche Alterung entstandene Oberfläche. Meiner Meinung nach sind derart starke Materialveränderungen (siehe Fotos) innerhalb kürzester Zeit durch Abdrücke, Wasserränder und Kratzer von diesem Begriff nicht umfasst. Unsere Arbeitsplatte ist lediglich 4 Wochen alt, auch unter diesem Aspekt kann von einer Patina ganz sicher nicht die Rede sein. Ich fände es ehrlicher, wenn man das Kind beim Namen nennen würde, es sind schlicht und einfach Gebrauchsspuren, die bei dieser Arbeitsplatte sehr schnell entstehen und deutlich stärker ausgeprägt sind als im Vergleich zu anderen Materialien wie beispielsweise Granit. Das ist einfach Fakt!
Die Fotos im Anhang sind entstanden nachdem die Oberfläche nur an zwei Tagen nicht ständig abgetrocknet wurde. Das war an Weihnachten, wo mir die Zeit fehlte, ständig mit dem Lappen drüber zu gehen. Diese Wasserränder (wir haben weiches Wasser) gehen selbst nach dem Schrubben mit Schwamm und Spüli NICHT weg (auf den Fotos ist dieser Vorgang bereits vollzogen, es hat nicht geholfen). Da muss ich zum Pflegeöl greifen und Muskelkraft aufwenden, bis die Oberfläche wieder angeglichen ist. Das Öl ist sehr dickflüssig, fast schon gelartig, wird sehr sparsam auf ein Tuch aufgetragen und kraftvoll in Schleifrichtung eingerieben. Wir haben in der Nische ein Schneidbrett und eine Kaffeemühle stehen, beide haben transparente Gummifüßchen. Die Abdrücke durch diese Gummifüßchen entstehen schon nach wenigen Stunden und sind ebenfalls nur durch intensives Einreiben mit dem Öl wieder zu entfernen. Im Moment fehlt mir einfach die Phantasie wie die Platte nach 10 Jahren aussehen wird, obwohl ich sehr ordentlich und gründlich bin. Also Fakt ist auch, dass dieses Material einen sehr hohen Pflegeaufwand hat!
Es wird euch sicher wundern, dass nach dieser harten Kritik und den beiden, in meinen Augen absoluten K.O Kriterien (sehr anfällig und pflegeintensiv) ich mich für die Platte in der Nische erneut entscheiden würde. Das eingelassene Spülbecken und damit eine homogene Optik sowie der Kontrast zum dunklen Holz sind schon sehr geil, was meine Bereitschaft zum Schrubben/Trockenwischen/Einölen deutlich erhöht. Außerdem ist die Nische vom Essplatz nicht einsehbar und wird quasi nur einseitig frontal betrachtet, weil die anderen 3 Seiten Küchenmöbel sind.
ABER, hätte ich diese Platte auf der Insel verlegt, hätte sie sich bereits jetzt schon ein neues Quartier auf dem Schrottplatz suchen können. Ich hätte sie im Zuge der Endmontage im Januar bereits austauschen lassen, weil der Pflegeaufwand auf einer noch größeren Fläche für mich in keinem Verhältnis stünde (da gibt es einfach deutlich bessere Alternativen) und weil die Gebrauchsspuren mit meinem Verständnis für Ästhetik nicht deckungsgleich sind. Meine Insel lebt, d.h. dort wird Geschirr vom GS, der Einkauf, die Sachen aus dem Kühlschrank und das heiße Bratgut aus dem Ofen abgestellt, die Fettspritzer vom Kochfeld usw. Das bedeutet, dass die Gebrauchsspuren auf der Insel noch viel zahlreicher wären und weil die Insel, anders als die Nische, von allen Seiten einsehbar und vom Tageslicht und den Beleuchtung erfasst wird, würden all diese auffälligen Materialveränderungen im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Präsentierteller serviert. Ich bin kein Gastrobetrieb, sondern ein Privathaushalt, welches zwar gern kocht, aber eben auch hier wohnt und dabei großen Wert auf ein gepflegtes, edles und wohnliches Ambiente und schöne Optik legt. Ich bin heilfroh, dass ich auf mein Bauchgefühl vertraut habe und mich nicht von der Optik hab blenden lassen und für die Insel ein anderes Material genommen habe.
Das sind meine persönlichen Eindrücke, auch wenn es sicher gegenteilige Stimmen geben wird (ist immer so, manche schauen ihre Küchen ja nur an und haben das Problem vielleicht gar nicht). Ich möchte weder das Material schlecht reden noch jemand in seiner Entscheidung beeinflussen, sondern lediglich den offensichtlich vorhandenen Informationsdefizit, was den Gebrauchszustand nach einiger Zeit angeht, reduzieren und dadurch erreichen, dass jeder Interessent seine Entscheidung für oder gegen diese Arbeitsplatte BEWUSST trifft und die Frage, ob die Gebrauchsspuren in seinen Augen eine Patina darstellen oder nicht selbst beantwortet und eben den damit zusammenhängenden Pflege- und Zeitaufwand richtig einschätzt und voll umfänglich berücksichtigt.
Da mir für die Nische eine adäquate und optisch ansprechende Alternative fehlt, fällt auch diese Entscheidung in die Kategorie „alles richtig gemacht“. Eine dunkle Arbeitsplatte möchte ich in der Nische nicht und helle Keramiken gefallen mir nicht.
Corian kommt für mich in der Küche überhaupt nicht in Frage. Eine bessere Lösung, wüsste ich im Moment nicht.