Ich verstehe Dich total, dass Ihr Euch über die vermurkste
Arbeitsplatte ärgert und nun die Gelegenheit beim Schopfe packen wollt, die Küche im Rahmen Eurer finanziellen Mittel zu erneuern. Ginge mir genauso! (Nur so nebenbei: wir haben zwei Jahre von der neuen Küche geträumt, geplant, gespart, denn zwischendurch brach unser Polster zusammen: Auto und Waschmaschine kaputt! Wäre also vielleicht für Euch auch eine Option, die Küche zu planen und immer mal wieder drüber nachzudenken und wenn dann das Geld für die vermurkste Platte kommt, zu wissen, wie es werden soll.)
Ich versuchen mal, Dir aufzuschreiben, mit welchen Gedankengängen ich an Deine
Küchenplanung heran gegangen bin. Vielleicht findet sich da das Missverständnis, warum wir irgendwie aneinander vorbei planen (wieviel Zeit zum Lesen hast Du?)
Deine persönlichen Vorlieben und eingespielten Abläufe kennen wir hier im Forum ja nicht und können deshalb diese auch nur mit einplanen, wenn Du sie uns mitteilst. Bis dahin gehen wir mal von den üblichen Abläufen aus.
Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass der Küchenraum LEER ist. Denn darum geht es ja: die alte Küche soll erneuert werden. Also sind lediglich fixe Punkte wie z.B. Wasseranschluss, natürlich Fenster und Türen, HKs etc zu berücksichtigen.
In Deinem Fall sind die Vorgaben: Bodenfliesen nicht vollständig, Wasser fix, Schnippelplatz am Fenster, Essplatz erhalten, Kühli. Flexibel ist: Abluft/Umluft, Wandfliesen.
Zum Arbeiten am Fenster mit
MUPL : es würde doch Sinn machen und die Arbeiten erleichtern, wenn unter deiner Hauptarbeitsfläche am Fenster Schubladen sind, in denen Du zum Beispiel deine Schnippelmesser und Rührlöffel, Brettchen und/oder Schüsseln hast, oder? Deshalb blockiert der GSP am Fenster wertvollen US-Stauraum, wenn Du da die Hauptarbeitsfläche behalten möchtest. Ausgehend davon, dass das Wasser fix ist (gehe ich jetzt mal von aus), muss das Spülbecken bleiben, wo es ist. Der GSP ist aber nicht fix. Da das Gerät eine eigene Pumpe hat, kannst Du den GSP hinschieben, wo er passt und Sinn macht. Und das wäre eben nicht unter der Hauptarbeitsfläche, weil Du da anderes dringender brauchst. Im Idealfall sollte der offene GSP auch keine `Stolperfalle` in der Küche bilden und Du musst zum GSP-Einräumen an MUPL und Spüle zum Reste-wegkippen gelangen können.
Damit wäre die planobere Zeile schonmal geplant: rechts nach links: tote Ecke-60 Spüle (denn die Breite braucht das UTG)-40MUPL und noch ein Reststück bis zur nächsten tote Ecke: 40cm Auszüge. Diese beiden 40breiten USs kann man gut zu einem
Samy-Schrank zusammenfassen, weil so besser nutzbarer Stauraum in der unteren Hälfte der Schränke entsteht. Im Samy oben links zum Beispiel 4 10er Schubladen für Bestecke, Messer, Tüten/Folien, Rührlöffel und ähnliches.
So, jetzt haben wir die Spüle und links daneben am Fenster den Hauptarbeitsplatz mit MUPL und Schubladen.
Geht es weiter mit den anschließenden Abläufen: Du hast jetzt Dein Gemüse geschnippelt, was Du nicht mehr brauchst, wandert in den GSP (dazu später mehr), und Deine Küchenaktivität konzentriert sich jetzt darauf, das Geschnippelte anzubraten/zu kochen. Also macht es doch Sinn, dass der Kochbereich sich direkt an den Schnippelbereich anschließt, oder? Da wir aber jetzt an der Ecke des Raumes sind, müssen wir eine tote Ecke einplanen (hier könnten übrigens gut Kleingeräte stehen, die Du bei der Zubereitung brauchst: Küchenmaschine, Thermomix, Mixer o.ä.), neben der Ecke dann noch ein US, weil 80cm Arbeitsfläche ein bisschen wenig ist, vor allem, wenn man zu zweit werkelt. Zum Beispiel: einer brät die Steaks, einer macht noch den Salat an. Da stünden sich Koch und Schnippler arg auf den Füßen, wenn das Kochfeld direkt an der toten Ecke anschlösse.
Also weiter gegen den Uhrzeigersinn: tote Ecke, dann noch einen Auszugsschrank und dann ein Auszugschrank mit dem Kochfeld. In dem Auszugschrank neben dem Kochfeld finden übrigens Vorräte einen guten Platz: zum Nudeln kochen nur eben den Auszug direkt neben dem KF öffnen. Unter dem Kochfeld ein Auszug mit Kochbesteck, darunter Töpfe und Pfannen.
Da das Kochfeld zu beiden Seiten gute 15-20cm Platz braucht (oder besser: Ihr für Ellbogen und Pfannenstiel) muss das Kochfeld entweder im 80er ganz nach rechts gerückt werden, oder noch ein Schrank neben den KF-US geplant werden. (In meiner letzten Planung KF rechtsbündig im 80er),
dann der Kühli, damit das Schmuckstück auch schön zur Geltung kommt und nicht neben einem HS ´erdrückt wird`.
Soweit zur Planung von der Spüle aus nach links.
Es fehlen in der Küche noch: GSP, BO, MW, Stellfläche für Kleingeräte.
Also denken wir mal ab der Spüle nach rechts:
Auf der tote Ecke finden gut Kleingeräte Platz, die Wasser brauchen: Teekocher, Eierkocher, Kaffeemaschine. Direkt an die tote Ecke anschließend den GSP zu planen wäre blöd, weil die offene Klappe die Spüle blockieren würde, an die man zum Reste-wegkippen aber dran muss. Also hier einen 60er US planen (z.B. für Geschirr: oben Kaffee fertig, unten Tasse rausnehmen) und daran anschließend den GSP setzen. So ist der GSP von der Spüle aus nur eine Drehung entfernt, blockiert aber keinen Schrank.
Zusammengefasst: tote Ecke-60er US-GSP.
Die planrechte Wand ist bis zur Tür 322m lang; würde also Platz für 5 60er Schränke bieten. Da aber der Eingang auch noch Platz braucht, versuchen wir mal, alles ein wenig zu kompensieren und schmaler zu planen. Also: denk senkrecht! Da die APL über dem GSP keinen Zweck erfüllt und eigentlich nicht gebraucht wird (Stellflächen und Arbeitsflächen sind ja schon `weggeplant`) und nur zum zukramen verleitet, bauen wir hier doch einfach dringend benötigten Stauraum nach oben.
Also tiefe Wandschränke über den GSP an die Wand hängen, sodass das Ganze aussieht wie ein HS, in dem unten die GSP steht.
Daneben ist dann schön Platz für einen HS, in dem MW und BO gut untergebracht werden und der unten und oben noch Stauraum bietet.
Nächster HS für BO und MW.
So sind auf den 322m bis zur Tür nur rund 250cm bebaut worden und an der Tür bleibt noch Platz für den Eingangsbereich. Da in einer Familienküche immer viel anfällt (ich hatte es in meiner eigenen Planung `Sekretariat` genannt), bietet es sich an, die HS-Seite mit zu nutzen für z.B. Handtuchhaken, Pinnwand, Haken für alles mögliche, Tafel für Einkäufe oder Mitteilungen und und und..
Der Essplatz bleibt unberührt.
Kannst du jetzt nachvollziehen, welche Gedanken ich mir in Deiner Küche gemacht habe? Wie Du Deine Abläufe zur Zeit in Deiner Küche organisierst, weiß ich ja nicht. So, wie ich sie beschrieben habe, machen sie Sinn und sind schlüssig. Die Stauräume sind gut erschlossen und bieten überall da, wo Du ein bestimmtes Teil brauchst, auch den Stauraum dafür. Der Spülen-US könnte evtl sogar mit mindertiefen Auszügen funktionieren, die Du einfach rausnimmst, wenn Du an das UTG dran musst. So hättest Du auch hier in Auszügen gut erreichbaren Stauraum (z.B. im oberen Auszug Spül- und GSP-Zubehör, im unteren Siebe und Salatschleuder).
Auf jeden Fall würdest Du so Dein `Chaos` gut in den Griff bekommen. Das Zauberwort heißt
Stauraumplanung . Ich war echt erstaunt, wie niedrig doch das meiste in meiner Küche war. Man braucht kaum hohe Auszüge, sollte aber gut nachdenken, wo man was gerne hättest. Komplett losgelöst von der jetzigen Küche. Das ist schwer, weil Du Dir gar nicht vorstellen kannst, dass Deine Küche anders aufgeteilt ist, als sie es jetzt ist.
Bei uns war es irgendwann so, dass wir beim Werkeln in der alten Küche immer gesagt haben `hach, in der neuen Küche muss ich jetzt nur hier die Schublade aufziehen und habe XY griffbereit`, während wir Teile quer durch die Küche trugen, Teile aus dem Eck-Karussel herauspulten oder wie blöde um Geräte herumputzen mussten, weil wir halt nirgendwo einen wirklich freien Schnippelplatz hatten.
Wir wollen Dir hier im Forum wirklich zu einer tollen Küche verhelfen, aber es ist schwer, wenn so gar nichts ankommt und immer nur ABER kommt.
Meine letzte Planung lag übrigens bei rund 1700€ zzgl. Geräte und APL.