AW: Junge........ ist das teuer
Hallo,
also so ganz kann ich die Argumentation nicht nachvollziehen, insbesondere wenn man hier Autohersteller als Vergleich heranzieht. Toyota verdient zwar nur 300 EUR pro Wagen, bei einem Durchschnittspreis von etwas über 20.000 EUR, verkauft aber auch mehrere Wagen pro Minute. Das macht dann auch schon 7-stellige tägliche Gewinne. VW verdient sogar mehr als das doppelte pro verkauftem Wagen und gerade bei den beiden Herstellern kann ich mir absolut nicht vorstellen, dass es daran liegt, dass die Leute überteuerte Extras ohne Ende kaufen.
Ganz im Gegenteil, der Gewinn wird mit Standardprodukten gemacht und Extras die nur wenige Kunden wollen sind zwar toll um damit Werbung zu machen was "alles geht", sind im Endeffekt aber eher das wofür der Hersteller weniger verdient, weil er es nicht in solchen Massen verkaufen kann und die Produktion aufwendiger ist als bei Standardware.
Elektrogeräte sind im Internet ganz erheblich günstiger, richtig. Oft kommen noch Lieferkosten hinzu (wobei es jede Menge Online-Händler gibt die preisgünstig, zuverlässig und versandkostenfrei liefern) und natürlich ist die Montage noch zu bedenken. Gerade bei einer Spüle oder einem Kochfeld muss man ja noch einen Arbeitsplattenausschnitt machen. Soweit so gut. Bei einer Kunststoffarbeitsplatte lasse ich mir vielleicht auch einreden das ein Ausschnitt und Einbau eines Kochfeld bis zu 300 EUR kostet und dann rechnen wir noch 50 EUR Versand.
Nehmen wir mal ein x-beliebiges Kochfeld bei dem ich in einigen Küchenstudios den Preis gesehen habe. Das
TT4340N von
Neff . Kostet im Internet 566 EUR zzgl. 10 EUR Versand, aber ich rechne mal trotzdem mit den 50 EUR. Dazu noch 300 EUR für den Einbau. Macht dann zusammen alles 916 EUR. Im günstigsten
Küchenstudio , hat dieses Kochfeld über 1.200 EUR gekostet und damit ca. 25% mehr als im Internet mit sehr hohen Einbaukosten mit eingerechnet. Womit ist das zu rechtfertigen? Sicherlich nicht mit höheren Lager- und Marketingkosten, denn ich unterstelle mal, ein Küchenstudio hat kein Lager für Elektrogeräte und macht auch eher Werbung für Küchen, als Elektrogeräte zu vermarkten. Die Miete für's Küchenstudio? Mag vielleicht mit Einschränkung zutreffen in der Innenstadt einer Großstadt. Höhere kosten für Personal treffen auch nur mit Einschränkung zu, da ich nie mehr als 5 (und da musste man schon zu einer Kette gehen) Verkäufer/Berater gesehen habe. Will jetzt nicht zu lange vorrechnen hier, aber man muss nicht viele Geräte verkaufen die min. 25% überteuert sind um die zu bezahlen. Die Regel war auch eher, dass Küchenstudios das zwei- bis vierfache vom Internetpreis haben wollten, insbesondere bei Spülen und Armaturen.
Nun zum Thema Mischkalkulation. Hier wird ja quasi unterstellt, dass mit einfachen Küchenmöbeln Verlust gemacht werden würde oder praktisch nichts verdient wird, den man mit überteuerten Elektrogeräten wieder ausgleichen muss um einen Gesamtgewinn zu erzielen. Die Argumentation halte ich alleine schon deswegen für fraglich, da es ja quasi dazu führen würde, dass Nachkaufen von Ersatz- und Einzelteilen häufig ein Verlustgeschäft wäre. Eher anzuzweifeln. Zum Glück verwenden nicht alle Küchenstudios eine völlig intransparente
Blockverrechnung , sondern man kann auch durchaus mal Preise der einzelnen Möbelteile zu Gesicht bekommen.
Mal ein Vergleich: Ich habe hier einen 2,30m hohen, 2m breiten Kleiderschrank mit einem 1,9cm starken Korpus aus Schichtschoff. Innen sind je zwei Einlegeböden in einem 1m Korpus in gleicher Dicke. Dazu kommen unter dem untersten Einlegeboden noch je 2 Schubladen mit Vollauszug. Eine Kleiderstange ist auch in jedem der zwei Korpora (aus Stahl mit Kunststoff ummantelt). Die Tür ist eine zweiteilige Schiebetür mit einem Rahmen aus gebürsteten Aluminium und satiniertem Sicherheitsglas auf einer Stahlschiene. Preis: ca. 550 EUR inkl. Versand. Montagepreis 75 EUR.
In einem Küchenstudio sollte ein
Nobilia Geräteschrank mit 60cm Breite, geringerer Höhe, unten Auszügen und oben einer Tür (ohne Glas) mit follierter Front in PG3, ca. 570 EUR (noch ohne Versand und Montagepreis für die Küche) kosten. So viel ich in der technischen Beschreibung von Nobilia lesen konnte, ist das Material hier auch weniger hochwertig (z.B. nur 1,6cm). Wo bei diesem Preis eine Mischkalkulation mit überteuerten Elektrogeräten notwendig ist, ist mir nicht klar. Besagter Händler war übrigens der einzige der Nobilia nicht mit Blockverrechnung verkauft hat und trotzdem oder gerade deshalb der günstigste aller Anbieter! Wer weiß also was intern dieser Schrank bei den anderen Händlern gekostet hat.
Also, was ich damit sagen will: Aufgrund der enormen intransparenz bei der Preisgestaltung einer Küche, kaufe ich es absolut niemand ab, dass die Gewinnspanne bei einer Küche (wenn man nur die Möbel nimmt) so gering sei, dass man davon nicht überleben kann und deshalb die Elektrogeräte überteuert verkauft werden müssen. Wenn der Händler so schlechte Einkaufskonditionen hat, muss er seine Geräte vielleicht auch im Internet bestellen?
Wenn jemand in dem sehr lukrativen Küchengeschäft nicht überlebt, dann liegt das meiner Meinung nach eher daran, dass man versucht Küchen zu teuer und ohne den Preis begründen zu können verkaufen will. Solange die Preise nicht transparent gestaltet sind, vertrete ich die Meinung, das Küchenmöbel zu den Möbeln mit der größten Gewinnspanne zählen.