Baustellentagebuch Akt 5.1
Die Elektriker waren heute 10 min früher als vereinbart. Das ist immer schwierig, wenn man das Morgenpflegeprogramm bis dahin nicht abgeschossen hat. Kurze Lagebesprechung, auch bezüglich der Ablufthaube, dann noch ein paar Änderungen und Ideen ausgetauscht und als der Meister vom Hof ist, wird als erstes der Schalter zur Popmusik umgelegt. Dazu gesellt sich flux ein fieses Bohrergeräusch und der Presslufthammer läßt auch nicht lange auf sich warten.
Ein paar Momente später treffen die Klempners ein. Meister, Geselle und Lehrling, wie es mir aus einem einschlägigen, norddeutschen Fachfilm bekannt vorkommt. Man kennt sich und begrüßt den jeweils anderen mit flotten, branchenfeindlichen Sprüchen. Die Stimmung ist gut. Der Lehrling leidet still. Ein erster Versuch die Kaffemaschine zu betätigen scheitert, ein zweiter fördert anscheinend gruseliges zu Tage, denn es bleibt bei einer Tasse.
Die Klempner haben die Frostgarnitur fürs Außenwasser vergessen und müssen noch mal los. Als sie wiederkommen ist es schon fast Mittag. Plötzlich ein verdächtiges Geräusch der Stille. Der Strom ist weg. Nach kurzem, betretenem Schweigen schwärmen alle zur Fehleranalyse aus. Ich werde zu den Nachbarn geschickt um zu gucken, ob da alles in Ordnung ist und tatsächlich ist dort eher alles tot. Ein Anruf beim Meister ergibt, dass auch er keinen Strom am anderen Ende des Ortes hat. Aber daran sollte unsere Baustelle keine Schuld haben. Wie gut, dass einige Geräte im Akkubetrieb laufen und die Bohrmaschine damit nicht zum pausieren verurteilt ist.
Nach eineinhalb Stunden ist wieder Saft auf den Leitungen und weiter gehts. Ich habe Kopfschmerzen. Die Klempner verabschieden sich mit der Bemerkung, dass noch mal ein Maurer her müsse. Eine Wanderöffnung wäre wohl etwas größer geworden als geplant. Auch der Elektriker hatte mittlerweile schon gebeichtet, 3 Fliesen angeknackst zu haben. Da erst fällt mir auf, dass er gar keinen Gehörschutz trägt und ich frage mich nach einem Sprung in seiner Schüssel - Aua.
Spätestens als er mit seiner Trockenbohrkrone die Kernbohrung durchführt, ist die Bude mit einer feinen Schicht roten Porotons überzogen. Als er den Mauerkasten montiert und den Schutt lose zusammengefegt hat, sehe ich erstmal das ganze Ausmaß der Baustelle. Ohne die Wände zu verputzen zieht er in den Feierabend und verweist auf den Maler. Ich nehme eine Kopfschmerztablette und beschließe: Morgen ruf ich erst mal die Meister an.