Das werden jetzt etwas mehr als 5 cent zum Thema.
Das Weltbild vieler prominenter Forenmitglieder ist, plakativ ausgedrückt etwa so:
-Inhabergeführte Studios sind gut, Möbelhäuser sind böse.
-Einzelpreise sind gut, Blockverrechnung ist böse.
Die allermeisten hier besprochenen Küchen sind etwas großzügiger angelegte Planungen in Familienhäusern. Traumküchen.
In der Realität sind die meisten verkaufen Küchen kleiner und billiger. Die frisch geschiedene alleinerziehende Mama wird nicht lange über eine Rasterküche mit Steinplatte nachdenken sondern zum nächstbesten Möbelhaus gehen und dort eine Pino mit Ignis, eventuell
nobilia mit Junker bestellen. Auch diese Küchen kann und sollte man aber sinnvoll planen - entweder mit oder ohne Geräte, oder auch mit Einbaukühlschrank und Dunstabzug aber ohne Herd und Geschirrspüler.
Am Ende steht da eine lange Stückliste wo jedes Teil seinen Mondpreis hat. Die Blockverrechnung macht aus den 25-30 Produkten um 10000 Euro dann 1 Produkt um 4500 Euro.
Jetzt passiert folgendes:
Blockverrechnung
Die Küche, mit einer Front für einen Geschirrspüler, kostet 3150,-
- Wird an der Stelle ein Schrank mit Tür bestellt kostet die Küche 3150,-
- mit Schrank, der eine Lade und eine Tür hat: 3250,-
- mit Schrank, der einen Schubkasten und 2 Auszüge hat: 3250,-
Einzelpreise:
Die Front für den Geschirrspüler allein (inkl. Griff) kostet, sagen wir 200,-
Der Schrank mit der Tür kostet 400,-
Der Schrank mit Lade und Tür: 780,-
Der Schrank mit Schubkasten und 2 Auszügen: 1120,-
Das ist der normale Alltag für Küchenplaner und Hersteller. Blockverrechnung greift nicht nur beim Verkauf mit Prozenten usw. sondern gilt auch für den Einkauf. Bestellt ein Händler eine Küche im Werk, muss er den Block angeben, ansonsten werden die Einkauf-Einzelpreise in Rechnung gestellt.
Wenn ich nach Bestellung und Montage meine Küche
ergänzen möchte, zb. ein Schrank mehr und eine neue Arbeistplatte, werden die Preise für die Einzelteile fällig. Macht mein Händler beim Montieren Schränke kaputt, muss er zur Nachbesserung beim Händler zu Einzelpreisen bestellen. Will ich nach drei Jahren vier Fronten tauschen, werden Einzelpreise fällig.
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Geschäft
Der Plan ist fertig. Der Händler weiß, wie hoch der Einkaufspreis ist und welche Kosten für Lager, Steuer, Montage, Versicherung, Steuer etc. für ihn dazu kommen. Außerdem möchte er gern einen Ertrag haben. Das böse Möbelhaus sagt jetzt: Die Küche kostet normalerweise 10000 aber
heute nur für Sie 4399,- Der Kunde sagt: Zu teuer ich hab ein Gegenangebot um 3700. Der Planer redet mit dem Chef (sowas ist wirklich Chefsache normalerweise) und dann geht es entweder um 3700 oder eben nicht. Im ersten Fall gibt es einen minimalen Ertrag, im letzterem Fall unterstellen wir, der Kunde lügt und hat in Wirklichkeit gar kein Gegenangebot oder er hat ein Gegenangebot für Selbstabholung. Was auch immer. Das liebe inhabergeführte Studio (angenommen es kann in dem Preissegment überhaupt mithalten) sagt: 4367,-. Der Kunde sagt, zu teuer ich hab ein Gegenangebot. Der Inhaber sagt, das ist mein Preis und meine Qualität, wenn Sie Prozente wollen gehen Sie zum Schnapsladen.
Völlig egal ob mit oder ohne Blockverrechnung, die Angebote sind in etwa gleich. Angeboten wird eine Küche zum Preis X. Blockverrechnung ist nichts böses.
Zum Thema
Informationsasymetrie
@mmf Ein schönes Wort. Und so ein Riesen Mist. Ein "normaler Kunde" versteht nicht nur zu wenig von Küchen, sondern auch zu wenig von Autos, Informatik, Bau, Kleidung und Ausbildung, um mit dem Experten auf gleicher Höhe zu sein. Nur hat der "normale Kunde" gegenüber dem Küchenplaner ein viel größeres Misstrauen als gegenüber dem Autoverkäufer. Ein BMW ist auf den ersten Blick ein BMW aber nicht mal ich kann auf Anhieb sagen, ob eine Küche eine
Schüller oder
Alno oder sonstwas ist.
Was Du außerdem nicht siehst, ist, dass der "normale" Küchenhandel schon jetzt durch eine mörderische Konkurrenz gekennzeichnet ist. Es gibt jedes Jahr weniger Hersteller. Die Zahl der Händler steigt. Die einzige Möglichkeit, sich vom Mitbewerb abzuheben, ist Qualität. Ich bin auf Euren Ansatz im e-business gespannt, ich kann mir nichts anderes als Qualität vorstellen um im Wettbewerb bestehen zu können. Zur Qualität kann auch die preisliche Transparenz dazugehören.
Es ist überhaupt nicht gewollt, dass der Kunde irregeführt wird. Planen ist leicht, aber die Materialien und Funktionen und Wechselwirkungen sind wirklich so komplex, dass jahrelange Erfahrung dazugehört um alles zu verstehen. Das ist nichts böses im Gegenteil. Übrigens:
Das
alternatives Angebot geben, welches einige Extras weglässt und den Grad der Komplexität verringert - und bei sehr guter Qualität preislich interessant ist
nennt sich:
Block. Zum Beispiel: 270cm breit mit Geräten etc. um 1999,- abholbar und auf Wunsch gegen Aufpreis mit Geschirrspüler, gegen Aufpreis montiert etc.
Was dem Küchenmarkt guttun würde, wäre nicht eine schärfere Konkurrenz, sondern eine bessere und tragfähigere Partnerschaft zwischen Kunden und Händlern. Dann würde
sowas seltener passieren. Egal ob mit Blockverrechnung oder ohne.
Danke an alle, die alles gelesen haben.
Grüße
Rüdiger