Bestatter ist gut. Eigentlich ist es dort noch schlimmer. Da ist es ja für manch einen sogar "pietätlos" über Preise zu reden...
Meine Meinung zum Auspreisen von Küchen hat sich in den letzten Wochen grundlegend geändert. Perspektivwechsel gewissermaßen, wie Alex sagen würde
Ich habe genauso begonnen wie Räuberfamilie, habe im preislichen Nirwana Orientierung gesucht und war fuchsig darüber, dass ich mich nirgendwo mal an einem Preisschild "festhalten" konnte. Heute, nur zehn Planungsgespräche weiter
, würde ich mir fast zutrauen, selber Preisschilder an Ausstellungsküchen zu pappen. Vielleicht würden die mit plus/minus zwanzig Prozent nicht sehr genau sein, zumindest aber den ungefähren Bereich treffen.
Was sollen denn z.B. die Rabatthelden im Flächenhandel auch an ihre Küchen hängen? Fünfunddreißigtausend zweimal durchgestrichen, Fünfundzwanzig einmal durchgestrichen, Zweiundzwanzigfünfhundert rot überklebt mit 19.999 nur heute? Das nützt niemandem. Zumal sie sich ja schon morgen selbst Lügen strafen würden
...
Insofern geht die Frage nach den Preisschildern viel tiefer, nämlich rein ins generelle Marketing, in Preisgestaltung und speziell in den Preis als Mittel zur Kundenwerbung und -bindung. Und da viele von uns (ich schließe mich durchaus ein) eine Affinität für "Gelegenheiten" haben, versucht der Handel zum Einen eine nebulöse Intransparenz zu erzeugen (keine Standardpreise, Eigennamen zur Verschleierung des Herstellers, etc.) und zum Anderen dem Kunden den Eindruck zu vermitteln, für seine Küche nur heute und hier den besonderen, einmaligen Preis zu bekommen. Am besten ohne Vergleichsmöglichkeiten. Und solange das bei einer kritischen Masse funktioniert, können wir hier gern lamentieren, es wird sich dennoch nicht ändern.
Am Ende ist das alles nicht schlimm, man muss nur ein wenig Zeit investieren, um etwas gegenzusteuern: Sich Transparenz verschaffen, wo man sie bewusst vernebelt sieht, Vergleichbarkeit herstellen, wo sie verhindert werden soll. Dieses Forum hilft dabei immens.
Der schlechte Teil der Nachricht ist, dass man sich von der Vorstellung verabschieden sollte, in ein
Küchenstudio zu gehen, seine Küche planen zu lassen und in sie einem Zug zu kaufen. Das ist auch mir schwergefallen, ich bin der "Beziehungstyp" und wenn sich der Planer/die Planerin richtig Mühe gegeben hat, fachlich und kommunikativ, dann bindet mich das schon. Wenn man aber auf der anderen Seite zu dieser Zahl, die der KFB am Ende gerne doppelt unterstreicht (als würde sie dadurch "wahrer"
) kein Gefühl aufbringen kann, dann muss man sie für sich halt "rationalisieren". Und das geht nur durch "Alles auf Anfang" und eine möglichst identische Neuplanung beim Nächsten. Und schlimmstenfalls beim Dritten. Das Preisgefühl stellt sich dann ganz bald und wundersam fast von selbst ein.
Alternativ (mit wenig Zeit und der Bereitschaft, der Branche finanziell ein wenig auf die Sprünge zu helfen
) kann man natürlich auch die meist zweite oder dritte Frage des KFB-s nach dem "Budget" wahrheitsgemäß beantworten, Man bekommt dann eine Küche "in sein Budget" hineingeplant. Meist so um fünfzehn Prozent drüber, da die Schmerzgrenze der meisten Kunden etwas höher liegt. Mit dem Vorgehen hätte ich vielleicht nie von sechsrastrigen Küchen erfahren, weil in der internen Selbstoptimierung des Händlers mein Budget halt keine sechs Raster hergegeben hat.
Hier habe ich den Spieß der Intransparenz gern einfach mal umgedreht: "Machen Sie sich keine Sorgen um mein Budget, wir planen erstmal gegen unendlich und schauen uns dann den Preis an". Wenn man dann bereits das Preisniveau seines bevorzugten Herstellers kennt und hier im Forum schon ein wenig über die Preistreiber unter den Küchenkomponenten gelesen hat, weiß man in der Planung bereits meist schon selbst, wo man ungefähr landen wird und kann dann frei und fair in die Verhandlung des Endpreises gehen.
Habe ich jetzt den Super-Sonder-Killer-Preis? Wohl kaum. Aber ich habe einen Preis mit einem super Gefühl für mich, bin etwa 10% über meinem "Budget" (natürlich hatte ich eines
) gelandet und habe eine Küche, die 25% mehr "kann" und hochwertiger ist, als ich es mir hätte träumen lassen...