Große Schreinerküche mit massiver Arbeitsplatte aus Muschelkalk
Wir haben uns nach langer Planung für eine Küche vom Schreiner entschieden und das nicht bereut. Hier konnten wir unseren Raum optimal ausnutzen. Bei einer übertiefen Arbeitsplatte waren auch die Schübe darunter eben fast 80cm tief. Wenn wir optisch eine gute Aufteilung wollten, dann wurden die Schränke halt 67,3cm breit, weil wir an kein Raster gebunden waren. Auch ein Schubladenraster in der Höhe hat uns nicht interessiert. Wir haben überlegt was wir wo wie brauchen und unser Schreiner hat es passgenau gefertigt.
Daß wir auf der großen Halbinsel einen sehr massiven Stein haben wollten mit dieser speziellen Kante (handbehauen) war für uns von Anfang an klar. Allerdings hatten wir anfangs auch geplant, die Küchenzeile am Fenster mit dem gleichen Stein zu versehen, dort halt in der Normalstärke von 3cm. Der Schreiner hat uns dann geraten, diese Arbeitsplatte sehr reduziert zu machen und nicht aus Stein, damit die Insel mit ihrem rustikalen Stein noch mehr in den Fokus rückt.
Dafür sind wir ihm heute noch dankbar, denn so gefällt es uns weit besser! Damit einher gehend war auch, daß die Schubladenhöhen der Schübe für die Insel mit denen von der Küchenzeile am Fenster überhaupt nichts gemein haben, weil die eine Arbeitsplatte eben fast 10cm dick ist, die andere aber nur 12mm. Da mußte man dann die Schubhöhe entsprechend anpassen und wir waren echt froh, hier nicht in ein vorgegebenes Raster gepreßt zu werden, sondern daß wir die Schubhöhen individuell lösen konnten.
Einziger Wermutstropfen: ursprünglich sollte diese dezente Arbeitsplatte aus Keramik werden, leider haben wir aber keinen Hersteller gefunden, der uns eine solche Keramikarbeisplatte in den Maßen 80x327cm gemacht hätte. Maximale Länge war immer nur 320cm und auch die Übertiefe war für viele ein "too much".
Auf Rat unseres Schreiners haben wir uns dann für eine Corian-Arbeitsplatte entschieden. Ich war da von Anfang an skeptisch und habe mich im Netz versucht schlau zu machen. Überall hieß es: völlig unempfindlich! einfach zu reinigen! ganz toll für die Küche!!! Auch daß man das Material angeblich für die Ausstatung von Laboren verwendet, hat mit diesbezüglich beruhigt.
Meine Erfahrung nach jetzt fast drei Monaten: ich rate JEDEM von einer Corian Arbeitsplatte ab - zumindest wenn man mehr als eine Show-Küche will. Die Platte mit dem integrierten Spülbecken schaut klasse aus, die Haptik ist wunderbar - die Funktionalität leider nicht. Das Material nimmt sehr leicht Farbe an. Kaffee- oder Teeflecken hinterlassen sofort bleibenden Eindruck. Spült man einen Topf in der Spüle hat man mit Garantie graue Spuren im Becken. Auch frisch gewaschene Tomaten sollte man tunlichst NICHT auf diese Platte legen - man hat sonst hübsche gelbe Flecken, die sich nicht weg wischen lassen. Ja, die Platte ist immer wieder sauber zu kriegen: in dem man mit verdünntem Chlorreiniger arbeitet oder sie an den Stellen abschleift. Das ist aber nicht das, was ich mir unter einer guten Arbeitsplatte für eine Küche vorstelle. Darüber hinaus ist sie (aber das wußten wir vorher, deswegen beschwere ich mich darüber nicht, bemerke es nur am Rande) nicht hitzefest. Außerdem sieht man jeden Kratzer. Ja, kann man wieder ausschleifen - aber ganz ehrlich, ich habe keine Lust einmal im Quartal meine Küchenarbeitsplatte zu schleifen. Einmal die Woche eine Chlorreiniger-Lösung ins Becken zu spritzen, damit das wieder weiß wird, daran hab ich mich mittlerweile gewöhnt. Aber ich würde echt am Rad drehen, wenn wir nicht noch die Kücheninsel mit ihrem robusten Stein hätten. So schön es ausschaut - für mich nichts für eine Küche (wir haben auch unser Doppelwaschbecken im Bad aus dem Material - da ist das super, aber für die Küche: klare Absage!)
Der Stein: das ist ein Muschelkalk, getrommelt - also keine ganz glatte Arbeitsfläche. Und Muschelkalk ist nicht so unempfindlich wie z.B. ein Granit. Dieser Stein ist säureempfindlich und bei einer etwas rauen Oberfläche kann es schon mal passieren, daß in den kleinen "Löchelchen" etwas Mehl hängen bleibt. Aber insgesamt ist das ein wunderbarer Stein. An einer Stelle ist uns etwas Zitronensaft ausgelaufen, das sieht man anfangs als etwas aufgehellten Fleck, der sich aber im Laufe der Zeit wieder gibt. Dadruch, daß die Arbeitsplatte ansonsten eh unruhig ist, fällt das überhaupt nicht auf. Die getrommelte Oberfläche hat eine sehr angenehme Haptik. Wir hatten vorher polierten Granit - das ist natürlich viel unempfindlicher, aber vom Gefühl her hätte das auch Hartplastik sein können. Wir wollten noch etwas vom Stein spüren, daher diese Oberfläche. Wir waren etwas zaghaft, ob wir es nicht bereuen, so eine Oberfläche und so einen nicht klassichen Stein für eine AP gewählt zu haben: nach drei Monaten Erfahrung: Nein, wir sind genau so glücklich damit wie es ist!
In den Eß-/Wohnbereich hinein haben wir Touch-to-Open-Schübe, was nach vorne eine sehr schöne cleane Optik macht. Im Arbeitsbereich möchte ich diese Schübe allerdings nicht haben - da sind mir die klassichen Schübe mit soft close lieber. Allein schon deshalb, weil ich an den Griffen meine Tücher aufhängen kann.
Neben dem Kochfeld wollte ich unbedingt noch ein kleines Ausgußbecken haben. War zuerst als Keramikunterbaubecken geplant und wurde dann, weil der Ausschnitt leider nicht so gemacht wurde, wie wir das gebraucht hätten, einfach mit einer Platte aus dem gleichen Stein, die von unten angeklebt wurde, realisiert. Viel besser als das ursprünglich geplante Keramikbecken. Gefällt uns so sehr gut!
Insgesamt ist das zweite Spülbecken die beste Entscheidung gewesen - wir nutzen es viel und oft.
Am Hauptbecken haben wir, neben dem normalen Wasserhahn, noch einen einfachen Wasserhahn für Rohwasser. Wir haben ja eine Entkalkungsanlage für's Haus (sehr angenehm bei dem sehr kalkhaltigen Wasser hier!), aber zum Trinken wollten wir eigentlich unser "Originalwasser" das hier mit Mineralwasserqualität aus dem Boden kommt. Daher noch der kleine Kaltwassserhahn daneben.
Am Becken auf der Insel steht ein Quooker, ein Heißwasserhahn, über den wir auch sehr dankbar sind! Das ist echt prima, wenn man den Tee gleich aus dem Wasserhahn machen kann! Und auch Nudelwasser und Eierkochwasser sind gleich bereit (seit dem wurde der Eierkocher in den Keller verbannt,wir machen unsere Eier wieder im Topf - geht so viel schneller).
Ein weiteres Highlight ist für mich der große Kühlschrank! Endlich Platz! Der macht mich echt glücklich :-)
Der Zugang zur Speis wurde so gemacht, daß er in der Küchenfront optisch quasi verschwindet. Es ist superpraktisch gleich nebenan seine Speis (wo bei uns auch ein TK-Schrank steht) zu haben. Eigentlich wollte ich die Speistür nach innen in die Speis zum Öffnen haben, damit mal vollbepackt die Tür einfach nur "auftreten" muß. Aus optischen Gründen ist sie jetzt nach außen zu öffnen, was mir anfangs Bauchschmerzen verursacht hat. Aber ehrlich: wenn ich mit den Einkäufen rein komme, werden die eh erstmal auf der Insel abgelegt und dann ist es völlig egal, wie rum die Tür in die Speis aufgeht.
Wie bereits erwähnt hat die Küchenzeile am Fenster Übertiefe (fast 80cm) und somit auch alle Hoch- und Unterschränke, was ein deutliches Plus an Stauraum bedeutet. Die Fächer über dem GSP und in dem Hochschrank neben dem GSP sind allerdings oben für mich selbst mit Tritt fast nicht bis nach hinten erreichbar. Für das oberste Fach müßte ich mir eine Leiter holen. Da wir viel Platz in der Küche haben, ist da jetzt eben noch freier Stauraum. Wenn ich den nicht brauche, ist das auch ok.
Im Fach über der Warmhalteschublade/Ofen/Dampfgarerkombi habe ich eine Anregung hier aus dem Forum umgesetzt und für die Backbleche mir zwei aufrechte Fächer machen lassen. Geniale Idee! Lege ich jedem ans Herz, der den Platz dafür hat.
Auch die MUPL hat natürlich Einzug bei uns gehalten, sogar zweimal: einmal normaler Müll an der Küchenzeile am Fenster (sehr praktisch, wenn man die GSP einräumt, da steh ich zwischen Müll und GSP und dazwischen ist ein Spülbecken) und Biomüll an der Insel. Biomüll wurde in einem niedrigeren Schub realisiert, weil wir fest gestellt haben, daß wir den Biomüll nahezu täglich entsorgen und ein normal großer Mülleimer uns dafür einfach zu groß ist - der stinkt, bevor er voll ist. Daher haben wir im ursprünglichen MUPL jetzt noch einen Abteil frei. Mal sehen, bei einer Party kann ein zusätzlicher Mülleimer ja druchaus von Vorteil sein. In den MUPLs ist auch noch etwas zu tun: da bekommen wir Leisten verbaut, daß die Eimer bzw. die Schale nicht verrutschen können, wenn man den Schub öffnet oder schließt. Als Schale für den Biomüll haben wir ganz banal so eine Box von IKEA genommen (die Plastikschübe von so einem Kinderschrank) - wenn die mal unansehlich wird, ist die schnell ersetzt.
Die Einteilungen der Besteckschubladen hat uns der Schreiner auch genau nach unseren Anforderungen gefertigt - das ist prima. Man muß sich aber bei einer so individuell gefertigten Küche immer im klaren sein, daß so viel Individualität auch viel Mitarbeit von seiten der zukünftigen Küchenbesitzer erfordert: man muß sich überlegen, was man will, warum, was will ich unterbringen, was macht Sinn. Nicht nur bei der Einteilung der Besteckkästen. Auch Schubladenhöhen waren ein längerer Planungslauf. Da wäre ich zu manchen Zeiten, wenn ich gerade viel wegen dem Bau um die Ohren hatte, froh gewesen, auf bestehende Raster und Vorgaben zurück greifen zu können. Das erleichtert schon auch! Und manches mal ist es mir einfach alles zuviel geworden, was ich zu entscheiden hatte. Aber jetzt, im nachhinein, ist es natürlich super. Ich will nur ins Bewußtsein rufen, daß soviel freie Planung und Möglichkeiten auch viel Arbeit bedeuten.
Insgesamt sind wir mit unserer Küche bis auf die Corian-AP rundum zufrieden und glücklich. Wir haben unser Haus quasi um diese Küche herum gebaut, weil für mich und meinen Mann Küche ein, nein, DAS zentrale Thema war. Wir kochen beide gerne und haben beide gerne Gäste. In dieser Küche können wir das nun!
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Wir bekommen auch eine Schreinerküche und ich weiß wovon du sprichst, einerseit sehr viele Möglichkeiten, andererseits erfordert es sehr viel Denkarbeit, weil ja nichts vorgegeben ist, wir haben auch lange über Schrankbreiten, Auszugshöhen etc. gebrütet.
Und ich kann mich Isabella nur anschließen, eure Leuchten gefallen mir besonders gut. Dazu hätte ich noch eine Frage: welche Aufbauspots habt ihr verwendet? Die würden glaub ich auch in unseren Raum gut passen. Danke für die Info und lg
Jetzt kommt das dicke "Aber".
Mich persönlich stören irgendwie die gefühlt 50 Handtuchhalter in der Küche.Die eine Seite zum Tisch ist schön grifflos (falls dort überhaupt Schubladen sind) aber auf der anderen Seite eine Batterie von langen Griffen in Form eines Handtuchhalters.
Aber wie gesagt, ist Geschmackssache. Davon abgesehen finde ich die Küche absolute Spitzenklasse.
Ich bin auch in der Küchenplanung für eine neue Wohnung. Die Maße sind ähnlich, ein bisschen kleiner.
Da die Küche ebenfalls im Wohnzimmerbereich ist, überlege ich, ob ich einen Boraherd nehme oder nicht, um eine Dunstabzugshaube zu vermeiden.
Da ich in ein Niedrigenergiehaus ziehe, kann ich natürliche nur Umluft gebrauchen. Falls ihr auch Umluft habt, wie sieht es mit Feuchtigkeitsbildung unter/ hinter dem Herd aus. Jemand erzählte mir, dass die meisten Küchenhersteller keine Garantie übernehmen gegen das evtl.Aufquellen des Korpuss, wenn man einen Bora Abzug hat.
Meine zweite Frage ist, habt ihr echten Parkettboden oder Laminat/ Vinylboden? Im Wohnzimmer bekomme ich Eichenparkett und überlege ,wegen der besseren Pflege, zwischen Küchenzeile und Block Fliesen legen zu lassen.
Ich freue mich auf eine Antwort und vielleicht können mir auch andere von ihren Erfahrungen berichten.
Nebenbei: wunderschöner Esstisch und sehr schöne Occhiolampen
Mir gefällt die Steinarbeitsplatte mit der Kante sehr gut und vor allem die kleine Spüle – echt toll. Schade ist, dass man die Schnittstelle doch sehr sieht.
Die versteckte Tür ist gut gelungen mit dem Griff und der Schrank dahinter ohne, alles gut durchdacht.
Schade, dass du mit dem Corian nicht zufrieden bist. Von welcher Firma kommt die Platte? Ich habe auch eine und bin zufrieden. Kratzer ja, hatte sie schon kleine bei der Lieferung, deshalb war das gar nicht so schlimm, gehört irgendwie dazu. Mit Verfärbungen habe ich überhaupt kein Problem und mein Mann wischt nicht immer alles gleich weg. Chlor-Reiniger habe ich noch nie verwendet. Allerdings kann ich nur für die Platte sprechen, meine Spüle ist aus Edelstahl.
Ja, und die Lampen sind natürlich sehr schön! Wie seid ihr denn mit der Steuerung der Mito zufrieden?
Viel Spaß weiterhin beim Werkeln in der neuen Küche!
Deine versteckte Tür zur Speis werde ich in meiner Beispielesammlung aufnehmen, die sieht gut aus!
Ich wünsche Dir viel Spaß in Deiner tollen Küche!