Fronten für Küchen
Fronten für Küchen können aus den unterschiedlichsten Materialien bestehen. In nicht unerheblichem Maße setzt sich der Gesamtpreis der Küchenmöbel aus der Wahl des Frontmaterials der Küche zusammen. Neben den preislichen Aspekten spielen aber auch Robustheit und persönlicher Geschmack eine Rolle. Am günstigsten sind nach wie vor Küchenfronten aus Kunststoff. Aber auch hier gibt es bereits einige Unterschiede.
Übersicht
Kunststoff-Fronten
Die Melaminharz-Front
Küchenfronten aus Melaminharz sind relativ robust und heute fast ausschliesslich mit einer PP-Dickkante versehen. Sie sind pflegeleicht und in hunderten von Dekoren (Uni-farben, holzfarben, glänzend oder Matt) erhältlich. Melaminimprägnate sind die meist eingesetzten Beschichtungen für Spanplatten im Korpusbereich, werden aber auch bei Fronten für Küchen einesetzt. Es handelt sich hierbei um die günstigste Variante eine Küchenfront zu gestalten.
Jeder Küchenhersteller kann diese Fronten selbst konfektionieren, weswegen von kurzen Lieferzeiten auszugehen ist.
Die Schichtstoff-Front
Schichtstoff-Fronten gibt es in zwei Variationen: Zum Einen die Front mit PP-Dickkante, wie auch bei der Melaminharz-Front, zum Anderen aber auch als Postforming-Front, bei der die Dickkante nur horizontal angebracht ist. Seitlich sind diese Fronten abgerundet indem der Schichtstoff über die Trägerplatte gezogen wird.
Schichtstoff oder auch Laminat ist besonders widerstandsfähig und wird daher auch für Küchenarbeitsplatten benutzt. Als Trägermaterial verwendet man Qualitätsspanplattenträger der E1-Norm.
Die Oberfläche ist extrem belastbar. So ist es nicht wieder verformbar, bis zu 230 Grad C hitzebeständig, resistent gegen viele Säuren und Laugen (z.B. Nitroverdünnung), schnittfest und UV-echt. Schichtstoff gibt es heute in fast 4000 (!) verschiedenen Dekoren.
Postforming-Front (Aufbau)
Die Folienfront
Unter einer Folienfront versteht man Küchenfronten, die auf dem Trägermaterial (eine einseitig melaminharzbeschichtete MDF-Platte) mit PVC- oder PET-Folie überzogen wird. Diese Trägerplatte wird zunächst in die passende Form gebracht. Nach Formatschnitt und Profilfräsung werden die Frontenrohlinge mit einem Spezialkleber benetzt und anschließend mit der Folie belegt. Durch Erwärmung zieht sich die Folie auf das Material. Folienfronten können bei der Produktion in allen Formen gefertigt werden, ob fugenlose allseitige Kantenbearbeitung oder Rahmenfronten.
Die Fertigung von Folienfronten findet nicht beim Küchenhersteller statt. Diese werden entweder kommissionsweise bezogen oder sind bei ausreichender Lagerkapazität im Werk verfügbar.
Lack-Fronten
Lackierte Küchenfronten gehören mit zu den hochwertigsten Frontausführungen. Die "echte" Lackfront besteht aus einem MDF-Trägermaterial und ist entweder mit Grundierfolie bezogen, oder wird direkt grundiert und 6-seitig fugenlos lackiert, also beide Flächen und alle vier Kanten. Im Möbelbau sind heute hauptsächlich PUR-, Wasser- und UV- Lacke anzutreffen. Wobei der Trend zu lösemittelarmen Wasser- und UV-Lacken geht, die dem PUR-Lack in seinen Eigenschaften um nichts nachstehen.
Lackfronten gibt es in matt und glänzend, wobei sich der Glanzgrad positiv von dem der Kunststoff-Fronten abhebt. Sie sind zudem weniger wellig.
Aus preislichen Gründen und der großen Nachfrage nach Lack-Fronten für Küchen gibt es mittlerweile auch Varianten für den schmalen Geldbeutel. So werden oft Folien- oder Melaminharz-Fronten einfach überlackiert und als Lackfront, was sie ja auch ist, gelabelt.
Zusätzliche Preistreiber bei lackierten Fronten sind die Umfeldgestaltungen. Sockelleisten, Sichtseiten oder Regale müssen meistens für ein einheitliches Erscheinungsbild ebenfalls lackiert werden, was nur gegen einen zusätzlichen Aufpreis erfolgen kann.
In letzter Zeit werden immer öfter lackierte Fronten angeboten, deren Aufbau der einer Schichtstoff- oder Melaminharzfront gleicht, da diese ringsum mit einer Dickkante (ABS-Kante) versehen ist, welche nicht mit lackiert wird. Es handelt sich um ein wertig lackiertes MDF Trägermaterial ohne lackierte Kanten.
Holz-Fronten
Die Massivholz- oder Vollholz-Front
Küchenfronten aus Massivholz werden heute sowohl als Rahmenfront als auch in schlichter, eckiger Ausführung gefertigt. Bei glatten Massivholzfronten (also ohne Rahmen) wird hingegen die sogenannte Dreischichtfront verwendet, eine dreifach gegeneinander verleimte Massivholzfront (Tischlerplatte). Somit erreicht man optimale Formstabilität, hohe Elastizität und große Rissfreiheit.
Massivholz-Fronten für Küchen prägen heute den hochwertigsten Bereich des rustikalen und modernen Landhausstils und auch hier darf die Preisintensivität micht unterschätzt werden. Wie bei Lack-Küchen muss auch hier das Umfeld angepasst werden, was über die Belegung der Flächen mit Echtholzfurnier erfolgt.
Die furnierte Front
Furnierte Küchenfronten sind entgegen der Massivholz-Front nicht durchgängig aus Holz. Das Furnier wird auf eine Trägerplatte (Spanplatte) aufgebracht und dort weiter bearbeitet (Versiegelung durch Lack, Wachs oder Öl).
Glas-Fronten
Küchenfronten aus Glas sind wohl die Einzigen, die dem Lack in puncto Glanzgrad konkurrenz machen können. Verwendet werden von hinten lackierte Gläser in vier oder sechs Millimeter Stärke, die vollflächig auf eine Trägerplatte geklebt werden. Zum Einsatz kommen ESG-( Einscheibensicherheitsglas) oder Float-Gläser. Diese Art der Frontgestaltung ist sehr preisintensiv und bildet, je nach Küchenhersteller, einige Probleme bei der Umfeldgestaltung. Da man keine Sichtseiten mit Glas belegen kann muss das Umfeld passend lackiert werden. Viele Hersteller, die günstiger fertigen, können auch keine Eckpass-Stücke aus Glas fertigen und müssen hier auf Lack oder Kunststoff ausweichen.
Acryl-Fronten
Küchenfronten aus Acryl besitzen eine exzellente Tiefenglanzwirkung. Sie sind in Optik und Glanz mit Klavierlack vergleichbar. Allerdings bedürfen sie einiger Pflege und Einschränkungen. Zur Reinigung dürfen keine scheuernden, alkohohaltige oder scharfen Reinigungsmittel verwendet werden. Wenn ein Glasreiniger verwendet wird, ist zu prüfen, dass dieser keinen Alkohol enthält, was oft der Fall ist.
Letztlich stellen sie eine preisgünstige Alternative zu Glas- oder Lackfronten dar.
Lacklaminat
Aufgrund der großen Nachfrage nach Lackfronten ist es kaum verwunderlich, dass nach Lösungen gesucht wird dem Bedarf auch in unteren Preisregionen gerecht zu werden. Fronten aus Lacklaminat sind nach folieren Lackfronten ein weiterer Versuch in der Reihe. Bei dem Fertigungsverfahren werden MDF-Fronten, wie sie auch bei echten Lackfronten verwendet werden, vor der Lackierung mit einem Kunststoff überzogen - eben laminiert. Dieser Kunststoffüberzug dient als Träger für den Lack. Ob man diesen Überzug nun laminiert oder foliert nennt, ist letztendlich egal. Lacklaminat Fronten sind im Prinzip nur Folienfronten mit einer anderen Folienart. Der Begriff "Laminat" wird dem dünnen Überzug ebenfalls nicht gerecht. Als Laminat bezeichnet man korrekterweise echten Schichtstoff mit mindestens 0,5mm Stärke, was hier in keiner Form gegeben ist.
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Benutzer-Kommentare
In Gastroküchen sind Fronten in Edelstahlblechen weit verbreitet, da diese eine einwandfreie Hygiene gewährleisten. Die gesamte Schublade kann in die >80 C Spühlmaschiene und somit zur Unbedenklichkeit gereinigt werden.
Im Haushaltsbereich gibt es MDF/Spanplatte Fronten die mit sehr dünnen Edelstahlblechen vorderseitig und an den Kanten bezogen sind. Diese können, wie jede anderer andere Holzwerkstoff, Nahrungs- und Brutstätte für Insekten bieten.
Edelstahl ist schlagzäh, im Erscheinen aber kratzempfindlich,
Etwas aus der Mode gekommen sind Fronten in emaillierten oder lackierten Blechen.
Emaillie ist eine keramische Oberfläche, sehr kratzfest, jedoch nicht schlagzäh. Emaillie lässt sich nicht reparieren. Abplatzer lassen sich nicht reparieren, ein Ausbessern mit Lackstiften ist möglich.
Emaillie war bis in die 1950er eine weit verbreitete, günstige Oberflächenversiegelung,
Heute gilt sie als eine der teuersten.
Lacke sind in unterschiedlichen Qualitäten und Ausführungen anzutreffen. Spezialeffekte wie bei Automobilen sind problemlos möglich. Lackierte Bleche können von Karosseriewerkstätten und Lackierereien, die auch die Autobranche bedienen, repariert und umlackeriert werden.
Gegenüber lackierter MDF ist die Blechfront absolut feuchteunempfindlich und es sind besonders scharfkantige Formgestaltungen wie Griffmuldenleisten mit kleinen Radien möglich.
Hilfreicher wäre es allerdings, wenn auch das Für und Wider im täglichen Gebrauch angesprochen würde.
Über das, was optisch gefällt, kann sich ein Käufer oft schnell im Klaren werden, der Gebrauchswert bleibt aber mitunter auf der Strecke. Bei aller Liebe zum Styling, ist eine Küche eben auch ein Arbeitsplatz, der bestimmte Aufgaben zu erfüllen hat.
Zum Beispeile solche Dinge, dass Dickkanten aus PP sich nach einiger Zeit doch farblich deutlich von der Beschichtung der Türen unterscheiden, oder dass Hochglanzlack mit den unvermeidlichen Fingerabdrücken, dann eben nicht mehr ganz so gut aussieht.