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Küchenkauf nach Meterpreis

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Küchenkauf nach Meterpreis

Die Diskussionsforen sind voll mit Beiträgen wie diesen:
"Wir haben auf einer Messe einen Kaufvertrag unterschrieben. 7 Meter Küche zum Preis von € 1500,-/Meter ohne Elektrogeräte. Können wir vom Vertrag zurücktreten?" Grundsätzlich kann man das gegen eine Strafgebühr von ca. 30% des Küchenpreises, je nach AGB und Vertrag. Das macht in diesem Fall eine Summe von rund 3000 Euro aus und dürfte sich um eine der teuersten Unterschriften handeln, die man sich im Laufe eines Lebens so leistet. Ohne etwas dafür zu bekommen natürlich.

Offensichtlich setzt beim Betreten solcher Messestände bei einer grossen Anzahl von Messebesuchern der gesunde Menschenverstand aus. Anders ist die Vielzahl der unterzeichnenden Kunden kaum erklärbar. Im Autohaus einen Vertrag zu unterschreiben in dem man sich verpflichtet ein Auto zu erwerben zum Festpreis von € 10.000 pro Meter Länge kommt dem gleich und würde bei nicht wenigen mit einem Kopfschütteln begleitet. Insbesondere dann, wenn die wesentlichen Ausstattungsmerkmale noch gar nicht festgelegt sind und somit auch nicht in den Vertrag einfliessen können.

 

Aber das Geschäftskonzept geht auf. Warum das so ist, lässt sich durch einen Blick hinter die Kulissen erörtern. Und weil es im weitesten Sinne mit Märchen zu tun hat, fangen wir die Geschichte mal so an:

Es war einmal in einem kleinen Städchen ein Küchenfachmann, der sich seit mehr als 30 Jahren mit der individuellen Planung und dem Verkauf von Einbauküchen beschäftigt. Viele zufriedene Kunden hat er in seinem Leben gehabt. Leider ist das heute nicht mehr so. Die Kunden sind zwar noch zufrieden aber leider sind es nicht mehr besonders viele. Eigentlich zuwenig. Die Betriebskosten für sein kleines Geschäft nebst Personal und Fuhrpark stiegen in den vergangenen Jahren stetig an. Die Umsätze gingen zurück, waren doch die Menschen mittlerweile der Meinung, sein Geschäft wäre zu teuer.
Zu teuer? Er macht doch heute nichts anderes als vor 30 Jahren. Individuell geplante Markenküchen zum fairen Preis. Keine blödsinnigen Rabattaktionen. Seine Angebote beinhalten eine Komplettausstattung und seine Preise sind Endpreise.
"Beim Fachmarkt auf der grünen Wiese gibt es heute 50% auf alle individuell geplanten Küchen", schallt es ihm immer wieder um die Ohren und beim Durchblättern der hiesigen Tageszeitungen flattern ihm quadratmeterweise Hochglanzprospekte mit ähnlichen Offerten über den Tisch.

Auf seine fair kalkulierten Preise kann er aber unmöglich einen Rabatt in der Höhe geben. Die von ihm erzielten Preise reichen gerade aus um die Kosten zu decken. Um 50% Rabatt einräumen zu können müsste auf seine jetzt kalkulierten Preise 100% aufschlagen. Das kann er nicht. Dafür hat er zu lange ein ehrliches Geschäft betrieben und ist einfach rein menschlich nicht dazu in der Lage solche Praktiken anzuwenden.

Nachdem er die gesamte Prospektflut in den Korb neben dem Kamin befördert hat, zum Anfeuern sind sie seiner Ansicht nach noch gut, widmet er sich der Post und öffnet einen Brief mit folgender Werbebotschaft:

Rabatte, Rabatte, Rabatte...
Küchengeschäfte und selbsternannte Einrichtungsexperten gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Mediamarkt und Co., Internetpreise und sinkende Margen, machen neben dem starken Wettbewerb vielen Fachgeschäften und traditionellen Möbelhäusern den Verkauf zunehmend schwerer und nehmen teilweise sogar existensbedohende Ausmasse an.
Zu wenig Kundschaft und wo bleibt die Marge? Viele Verkäufer sind den wenigen Kunden nahezu ausgeliefert und gehen fast auf jedes Angebot ein. Dies drückt die Spanne und hat keine Zukunft.
Nachhaltige Konzepte müssen her!!


Da fühlt er sich doch sogleich angesprochen, handelt es sich doch genau um die Situation, in der er sich gerade befindet.
Und im nächsten Absatz wird ihm auch gleich der Weg aus der Misere beschrieben:

Verkaufsabschlüsse zu Festpreisen!
Wir bieten Ihnen ein Verkaufskonzept mit dem wir auf einer Messe oder bei einer Hausaktion in Ihrem Geschäft Elektrogeräte und Küchenmöbel zu Festpreisen verkaufen. Die Kalkulation ermöglicht Ihnen max. Margen.

Unsere Mitarbeiter verfügen zudem über das nötige "know how", das Konzept umzusetzen und dies bei max. Abschlussquoten. Wir senken als externer Dienstleister Ihre Personalkosten, tragen zu Effizienz und Umsatzsteigerung bei und sind so zu einem verlässlichen Partner für viele führende Küchen- und Möbelhäuser geworden.

Schnell noch alles vertraglich geregelt, werden diese excellent verkaufspsychologisch geschulten Verkäufer seine Küchen zukünftig auf Messen vertreiben. Gegen happige Provisionen natürlich, denn Profis wollen gut bezahlt sein. Da von unserem kleinen Küchenhändler nichts zu holen ist, muss das Geld woanders herkommen. Wofür sich dann der Messekunde anbietet.

Was hat dieser nicht schon über stundenlange komplizierte Planungs- und Beratungsgespräche gehört, die den Küchenkauf zu einem Horror machen können. Und hier? 30 Minuten und zwei Kaffee später liegt ein professionell vorbereiteter Vertrag auf dem Tisch.
Das klappt doch wie am Schnürchen, und 1500 Euro für einen Meter Küche klingt alles andere als happig. Selbst streng rationelle Informatiker und Ingenieure überschlagen kurz ihre Raummasse und schwupps: "Mit fünf Metern müssten wir wohl hinkommen. Und die Geräte machen den Kohl dann auch nicht mehr fett".
Schnell noch eine Unterschrift und die Visitenkarte auf den Tisch gelegt, Küchenkauf erledigt!

Allerdings nur scheinbar.
Spätestens beim Aufmass könnte sich herausstellen, dass sich unser Mathematiker verrechnet hat und es sich
nicht um fünf sondern um acht Meter zu berechnende Zeilenlänge handelt. Leicht verschätzt und die Ecken vergessen, die natürlich doppelt berechnet werden:
Macht 4500,- Euro Mehrpreis und immer noch keine Einbaugeräte. Diese sollen sich dann auf nochmals 6000,- Euro summieren, so dass am Ende ein Gesamtpreis von € 18.000,- zu leisten ist. Mittlerweile haben sich unsere freundlichen Verkaufsprofis auch in kleine Diktatoren verwandelt, die noch schnell auf die vertraglich geregelten Anzahlungsmodalitäten und die Konsequenzen bei Zahlungsverzug verweisen, um dann möglichst schnell das Weite zu suchen. Das nächste Aufmass mit bösen Überraschungen für den Käufer wartet bereits.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt überkommt den Messekäufer ein mulmiges Gefühl bei der Sache. Er informiert sich, tauscht sich aus oder holt noch unnützerweise ein Vergleichsangebot ein. Nur um die Gewissheit zu bekommen, anständig über den Tisch gezogen worden zu sein.

Wer aus der Geschichte als Geschädigter hervorgeht wäre also geklärt. Aber wer ist der Schuldige? Für den Gesetzgeber ist der Geschädigte auch der Schuldige. Da dieser sich nicht selbst anzeigen wird, gibt es zumindest keine Bestrafung, ausser der, die er sich ja in finanzieller Hinsicht schon selbst zugefügt hat.
Der Messeverkäufer hat nur seinen Job gemacht. Und unser kleiner Händler hat wieder Umsatz. Allerdings wird sich die Anzahl seiner zufriedenen Kunden weiter verringern.

Bleibt nur die Empfehlung bei einem Ihrer nächsten Messebesuche auf die gute, alte Zaubertinte zurückgreifen.

Nachtrag: 23.07.2011

Der Kauf von Meterküchen auf Verkaufsmessen stellt sich zwar immer wieder als Fehlkauf heraus, das muss aber nicht zwingend der Fall sein. Sollten Sie in die Falle getappt sein empfehlen wir Ihnen, die Planung bei uns im Planungs-Board optimieren zu lassen und die Ratschläge aus diesem Forenthema zu befolgen. Unseriöse Angebote lassen sich an einigen teilweise vertraglich geregelten Dingen, die beim längeren Nachdenken schon als Blödsinn auszumachen sind, erkennen.

 

Woran erkenne ich ein unseriöses Küchenangebot?

 

  • Sie sollen sich vertraglich damit einverstanden erklären, Ihre neue Küche für einen imaginären Fotoprospekt ablichten zu lassen. ( Diesen Prospekt wird es niemals geben)
  • Dieses Angebot gilt nur für die ersten xx Käufer. Wer zu spät kommt zahlt drauf.
  • Ihnen wird mündlich ein nachträgliches Rücktrittsrecht eingeräumt (Es gibt kein Rücktrittsrecht auf Verkaufsmessen und mündliche Absprachen sind wertlos)
  • Sie sollen sich verpflichten, nach der Montage an einer Umfrage zur Qualität der Ware oder des Unternehmens teilzunehmen.
  • Die Verkäufer geben sich als Repräsentant des Herstellers aus. ( Fragen Sie einfach mal nach der Telefonnummer der Zentrale des Herstellers. Die sollte ein Repräsentant des Hauses im Kopf haben. Zum Vergleich können Sie unser Hersteller-Verzeichnis nutzen, wo alle Telefonnummern erfasst sind.

 

Themen-Informationen

Kategorie
Küchenkauf
Veröffentlicht von
Aktualisiert
03. Oktober 2017

Benutzer-Kommentare

6 Kommentare
Kommentare
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01/01/1967
G
Hallo zusammen,

Ich habe mit meinem Mann zusammen vor gut 1,5 Jahren dieses Angebot wahrgenommen. Wir sind beide intelligente Menschen und haben einen hohen akademischen Abschluss. Wir entscheiden nie aus dem Bauch heraus und ich habe nie einfach irgendwas unterzeichnet. Das muss vorweg einmal gesagt werden :-).

Wir hatten vor; unsere Küche neu zu gestalten "irgendwann demnächst" und ich wusste aus einer früheren Planung für eine Mietwohnungsküche, dass alles "Tolle" in einer Küche so viel mehr Geld kostet als der Standard. Logisch. Aber muss auch kurz erwähnt werden. Bei meiner neuen Küche in unserem umgebauten Eigenheim sollte es wirklich so gut es geht ohne Kompromisse von statten gehen. Das Möbelhaus, das diese Aktion anbot, hatte zugleich eine Niedrig-Preis-Garantie und ich wusste, ich möchte clevere Lösungen, Vollauszüge, gute Fronten und tolle E-Geräte.

Ich habe also einfach unterschrieben; einen Meterküchenpreis für eine hohe Preisgruppe und hatte danach auch ein komisches Gefühl. Nun habe ich mich danach eingelesen und Angst bekommen durch alle Foren etc. Aber dann entscheidende Hinweise gefunden. Ich hatte mich für eine Nolte-Küche entschieden und online bei kitchenz.de die Preise für die einzelnen Schränke eingesehen, wenn ich sie dort kaufen würde. Demnach hatte ich bereits einfach einen schnellen Preisvergleich, der aber nur der Orientierung diente. Dann habe ich meine Küche geplant mit all dem Schnickschnack, den ich so gern gehabt hätte und habe heute im Juni 2022 durch die vertragliche Zusage im März 2021 eine Ersparnis von über 50% für den reinen Schrank inkl. Arbeitsplatten, Sockel und Blenden. Selbst die Ikea-Variante, die längst nicht so viel zu bieten hatte, war nur preisgleich mit meinem Meter-Preis. Die Nolte Küche online bei kitchenz.de zu bestellen wäre deutlich teurer gewesen, obwohl man alles selbst macht. Die E-Geräte hätte ich auch selbst besorgen können, so war es vertraglich ja auch vereinbart und daher hätte ich auch nur mit dem reinen Schrank "nach Hause" gehen können.

Jetzt kommt aber ein ABER: Das trifft nicht auf jede Küche zu! Ich habe eine 4m Schrankwand, die mit 4 Hochschränken ausgestattet ist, 7 Oberschränke und 3 Unterschränke. Eine Insel, von beiden seiten 155cm Unterschrank mit Systemen in den Unterschränken. Hätte ich eine "normale" Küche geplant, wie ein L oder ein U ohne Hängeschrank oder meine Vorratssysteme, innenliegende Schubläden, Unterschrankapotheker uvm, würde sich dieses Meterangebot nicht für mich lohnen.
Meine Küchenplanung beinhaltet allein zwei Hochschränke, die laut UVP von Nolte angeblich 2599€ JEWEILS kosten. Meine Küche in Meter kostet 7800€. Zwei meiner Unterschränke von Nolte kosten laut UVP-Angabe von Kitchenz.de angeblich jeweils 1141€. Nun würde ich also von meinem Gesamtpreis der Küche in Meter eigentlich nur einen Bruchteil meiner Schränke bekommen - gemessen am angegeben UVP bei kitchenz.de. Das kann natürlich überteuert dargestellt sein, kommt aber mit den UVP-Preisen der anderen Möbelhäuser hin. Die geben natürlich noch einen Rabatt da drauf und dennoch bekomme ich für 7800€ nicht die ganzen Schränke, die haben wollen würde.

Das wusste ich aber vor Ort noch nicht. Demnach bleibt mein Rat bei JEDER Planung, VOR jedem Besuch beim Küchenplaner. Plant eure Küche erst einmal selbst zu hause. Nur so, kann man Preisfallen aus dem Weg gehen. Nennt KEIN Budget. Ihr denkt, ein Planer weiß dann wo euer Limit ist? Nein, er weiß dann, wie sehr er aufs Ganze gehen kann. In unserem Mietwohnungsküche-Kauf habe ich festgestellt, dass sie A) das Budget ausreizen, obwohl es nicht nötig ist und B) es sogar überschreiten werden und C) dir vermitteln, dass es fast unmöglich ist, für deinen Preis eine gute Küche zu bekommen. Außerdem werden sie nicht mit eurer Küche leben, sondern sie euch nur verkaufen. Demnach muss unbedingt vorher immer zuhause geplant werden. Das war auch erst unser Fehler, wir haben das Angebot dann aber zu unserem Gunsten genutzt.

Bei unserem Meterkauf-Vertrag haben wir heute eine gute Situation. Wir haben nun auch Gegenangebote eingeholt und die liegen mehrere tausend Euro über dem Preis, den wir nun am Ende für unsere Traumküche zahlen - aber nur wegen der langen Schrankwand!

Daher verfallt nicht sofort in Panik, wenn ihr unterzeichnet habt. Vielleicht könnt ihr, so wie wir, das Ruder noch rumreißen.

Wir wollten erst eine ganz andere Aufteilung nehmen und haben nun das Angebot ausgenommen wie eine Weihnachtsgans und damit sogar eine so wunderschöne Küche geplant, die ich mir nie sonst hätte träumen lassen. Sie ist sogar so viel besser geplant als ich es sonst gemacht hätte. Heute bin ich froh, dieses Angebot wahrgenommen zu haben, da wir uns unsere Traumküche sonst nicht hätten leisten können/wollen. Aber nur, weil ich aufgrund derartiger guter Foren und Beiträge versucht habe, das beste aus meiner Situation zu machen.

Ich hoffe, dieser Beitrag hat jemanden geholfen. Wenn es so ist, dass ihr auch zu den "Draufzahlern" gehört, empfehle ich auch das Gespräch zu suchen und aus dem Vertrag auszutreten.

Liebe Grüße aus Norddeutschland!
G
Das ist ja interessant, hatte auch tatsächlich heute überlegt, mir ein Angebot machen zu lassen von einem Küchenstudio, genau die Geschichte mit dem Prospekt kann da auch vor ebenso : die Aktion gilt nur für die ersten 39 Küchen…
Danke für die Aufklärung 🎉
G
Dankeschön
T
konstruktive Lösungen
Hallo Zusammen,
ich gehöre auch zur Gemeinde der Messekäufer. Da es nun keine Widerrufsmöglichkeit gibt, wäre ich an konstruktiven Lösungen interessiert:
Wie kann ich aus dem Meterküchenpreis für mich das OPTIMALSTE herausholen?
1. was mache ich, wenn das Aufmass deutlich von dem kalkulierten abweicht? Hier 5 m
2. mit welchem Recht dürfen Ecken 2. mal berechnet werden?
3. kann ich auf meine 5 m bestehen?
4. Ausrüstung der Möbel - im Vertrag ja nicht spezfiziert: sondern nur die Kategorie:
kann ich kontrollieren, ob die mir angebotenen Möbel (Häcker) und Inneneinrichtungen auch für die KAt 1 gilt?
5. sind bei den Kategorien nur die Fronten gemeint, oder geht es auch um die Gesamtausstattung?

Vielen Dank für Eure Rückmeldungen

W
Einleuchtend und hilfreich. Danke!
P