AW: Ökostrom - aber welcher?
Hallo,
irgendwie haben ja alle Recht und es gibt - wie im Leben und beim Küchenkauf - auch beim Ökostrom keine einfachen Antworten. Und ob "wenn alle so denken" ein schwererer Vorwurf ist als "einfach mal das eigene Gehirn einschalten" ... ?
Derzeit stammt 20 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen. (Quelle:
BMU). Laut Öko-Institut bezogen im Jahr 2010 etwa 5 Prozent der Haushalte Strom nach einem Ökostrom-Tarif (Quelle: E-Mail von Verbraucherzentrale NRW). Mein Energieversorger teilte mir telefonisch mit, dass nach Fukushima der Anteil der Stromkunden (hier inkl. Industrie, Handel, etc.) mit Ökostromtarif nun bei ca. 11 Prozent liege (nur Haushalte: 9 Prozent, siehe
Gevestor). Aber: auch wenn in Deutschland mehr Ökostrom erzeugt wird als direkt nachgefragt, wird trotzdem noch importiert (und sicher auch exportiert).
Man kann, finde ich, schon grob zwischen "echtem" Ökostrom und "umbenanntem Atomstrom" unterscheiden.
Unecht: Händler kaufen sog. RECS-Zertifikate von Ökostrom-Produzenten (z.B. im Ausland); Strom und Zertifikat werden entkoppelt; die Händler kaufen Billigstrom an der Börse und fügen das Zertifikat hinzu; fertig ist der Ökostrom.
Echt: Die Händler (oben sind ja einige genannt) kaufen den Strom direkt vom Erzeuger. Bei meinem Anbieter "Naturstrom" stehen alle diese Anlagen in Deutschland. Bei "Lichtblick" kommt Strom aus Norwegen, Finnland und Österreich (Quelle:
Lichtblick). Manche Anbieter investieren außerdem einen Teil der Einnahmen in neue Anlagen.
Ganz doll echt: Strom vom eigenen Dach oder aus dem eigenen Mikro-Blockheizkraftwerk.
Nun ist Europa ja schon ein offener Markt, so dass Finnland - wie alle anderen Länder - sicherlich Strom exportiert UND importiert. Und ich glaube, dass man auch woanders schlau genug ist, bei zu erwartender steigender Nachfrage nach erneuerbaren Energie auch in diese zu investieren. Ein AKW ist auch nicht so schnell gebaut und ist volkswirtschaftlich sehr viel teurer. Und wenn man's patriotisch sehen will: Investitionen in Ökostrom im Ausland helfen Arbeitsplätze in Deutschland zu schaffen, denn in diesem Bereich ist die deutsche Industrie mit führend.
Im Bereich Stromspeicherung gibt es interessante Entwicklungen. Z.B. kann man (zugegeben unter Verlusten) mit Hilfe von Strom gewonnenen Wasserstoff methanisieren und so im Gasnetz speichern. Ein interessanter Ansatz von Audi nennt sich "balanced mobility", und Greenpeace steigt mit "Windgas" ins Geschäft ein.
Mein Fazit jedenfalls:
1) Wie schon Michael und Dr. Quack sagten: „Für die Umwelt ist der beste Ökostrom der Strom, der gar nicht verbraucht wird."
2) Als Kunde von Naturstrom finde ich mich nicht über den Tisch gezogen und für dumm verkauft. Mein Gehirn war bei der Entscheidung für Ökostrom nicht abgeschaltet.
3) Wenn man Ökostrom kauft, leistet man tatsächlich einen Beitrag zur Förderung erneuerbarer Energien.
Gruß,
Heiner.