Dienstleistungswüste Küchen- und Möbelhandel

Michael

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Eigentlich ist es mittlerweile zu abgedroschen um noch einen Bericht oder Beitrag damit zu beginnen: Geiz ist geilIch bin doch nicht blöd, und andere Werbeslogans, mit denen der Handel seit Jahren versucht seine Waren dem Kunden schmackhaft zu machen. Es wird kurioserweise vermittelt wie man beim Geldausgeben sparen kann und dass man wirklich blöd ist wenn man tatsächlich noch spart.
Natürlich kann ich an dieser Stelle nur meine Erfahrungen mit dem Küchen- und Möbelhandel darstellen. Aber ich bin sicher, dass es auch in anderen Branchen genauso oder zumindest ähnliche Verfahren gibt.

Das klassische Ausquetschen begann eigentlich mit dem Missbrauch der Einkaufsverbände, die seinerzeit ein Segen für den Küchenfachhandel gewesen sind und sich mittlerweile als Saftpresse der Möbelgiganten sehen. Leider ist bei den Herstellern nichts mehr zu holen, viele sind in den letzten Jahren in die Insolvenz gerutscht, und der Drang nach Einsparungen kann durch das bloße verbessern der Einkaufskonditionen kaum mehr gedeckt werden.

Ein Ansatz ist der „After Sales Service“, dessen Definition sich zwischen Möbelriese und Fachhandel mittlerweile immer mehr unterscheidet. Der „Service nach dem Kauf“ dient vornehmlich der weiteren Kundenbindung über das erworbene Produkt hinaus. Zusätzliche Leistungen sollen den Kunden in seiner Kaufentscheidung bestätigen und ihn für zukünftige Investitionen beim gleichen Händler empfänglich machen. Soweit unterscheiden sich der Möbelriese und das Fachgeschäft wenig.

Im weiteren Verlauf beschränkt sich der After Sales Service beim Giganten auf theoretische Aktionen wie das Auswerten von Meinungsumfragen, die dem Kunden mit der Übergabe des Möbelstückes abgenötigt werden. Zur Belohnung nimmt er dann an einer Auslosung teil, deren Gewinnmöglichkeit sich auf Einkaufsgutscheine, etc. beläuft. Das ist auch Kundenbindung – keine Frage.
Der Fachhändler nimmt dieses Feedback direkt entgegen und kann sich auf die für den Kunden wichtigen Dinge konzentrieren. Da fährt man schon einmal zum Kunden um evtl. Unverständnisse bei den gelieferten Elektrogeräten zu klären. Beim Möbelriesen kaum denkbar, denn wer soll das tun? Wenn der Verkäufer das Geschäft verlässt kann er nichts verkaufen. Die Abteilungsleiter haben genug mit der Einhaltung der Verkaufszahlen zu tun und zu den Monteuren kommen wir später noch.

Während z.B. die Montage einer Einbauküche für den Küchenfachhändler elementarer Dienstleistungsbestandteil ist, werden diese Arbeiten bei den Riesen immer mehr zum notwendigen Übel, aber bitte so billig wie möglich. Da kommen dann die Küchenmonteure ins Spiel, die aber gar nicht so billig sind wie man immer gedacht hat. Feste Mitarbeiter lassen sich nicht ausquetschen. Es gibt Tarifbindungen, Urlaubsregelungen, Betriebsräte, etc.
Da ist es doch eine pfiffige Idee die eigenen Mitarbeiter zu verselbstständigen. Natürlich weitestgehend unter Beachtung der Vorschriften, die eine Scheinselbstständigkeit ausschließen. Die Rechnung ist recht simpel:
Kosten für Fuhrpark, Werkzeug und Montage bei festen Angestellten: 12-15% des Gesamtumsatzes.
Zahlt man den neuen Unternehmern jetzt einen Satz von z.B. 6-7% des Küchenwertes hat man mit einem Schlag die Kosten dieses Bereiches um ca. 50% reduziert. Positiver Nebeneffekt: Risiken wie Krankheit liegen nicht mehr beim Großunternehmer.

So wird ein Schuh daraus: Der Handel spart indem er Kosten reduziert und wie oben beschrieben soll der Kunde beim Kauf sparen.

Leider sind die meisten Handwerker keine Kaufleute. Viele haben noch nicht einmal einen Steuerberater der frühzeitig einschreiten könnte. Sie rechnen nach Ihrer Methode: „Als Angestellter habe ich 11,-/Stunde verdient und als selbstständiger Monteur komme ich auf mehr als das Doppelte. Das kann nur ein Aufstieg sein“. Dass es sich dabei um einen Trugschluss handelt merken sie erst später, meist zu spät. Viel zu wenig Gedanken machen sie sich über den Kostenapparat, der als Selbstständiger auf sie zukommt:

- Private Krankenversicherung
- Beiträge zu Berufsgenossenschaft
- IHK Beiträge
- Eigenes Fahrzeug mit sämtlichen Nebenkosten
- Eigenes Werkzeug mit Instandhaltungskosten
- Private Steuern und Abgaben
- Altersvorsorge
- Betriebshaftpflichtversicherung

Neben diesen zusätzlichen Kosten für den neuen Subunternehmer und den gesparten Beträgen des Möbelhauses darf man aus meiner Sicht auch nicht vergessen, dass durch diese Art der Wandlung von eigenen Angestellten in selbstständige Monteure der Sozialstaat untergraben wird. Die fehlenden Sozialabgaben hat die Allgemeinheit in Form von höheren Beiträgen zu tragen und letztlich ist Scheinselbstständigkeit nichts anderes als eine Form der Schwarzarbeit. Wenn der Bezieher von Sozialleistungen nebenbei Schwarzarbeit leistet spricht man vom Sozialschmarotzer. Wo ist der Unterschied?

Mittlerweile zeigen diese Machenschaften ihre Auswirkungen und auch die Verursacher selbst sind davon betroffen: Fachkräftemangel. Wer die Regionalpresse verfolgt stößt immer öfter auf Stellengesuche der Möbelriesen. Küchenmonteure werden gesucht und natürlich immer auch gerne Subunternehmer mit eigenem KFZ, Werkzeug, etc. Sie haben es immer noch nicht begriffen und halten an ihren ruinösen Konditionen fest. Je weniger Fachkräfte aber zur Verfügung stehen, desto mehr leidet die Ausführung und Qualität der Arbeiten darunter, zumindest dort. Die qualifizierten Kräfte halten sich an den Küchenfachhandel. Der weiß die Qualität der Arbeit noch zu schätzen, er weiß um die Wichtigkeit der Abwicklung des Küchenprojektes bis zum Ende. Und das alles bei angemessener Entlohnung.

Entgegen der Annahme, von den „gesparten“ Beträgen könne man auch als Kunde durch niedrigere Preise profitieren, ist genau das Gegenteil der Fall. Neben der Preisstabilität hat sich der Kunde mit den Auswirkungen von schlechter (teils haarsträubender) Montagequalität auseinanderzusetzen. Die Erfahrungsberichte im Forum sind voll davon und die Ursache eindeutig. Man bekommt was man bezahlt – in diesem Fall bekommt der Kunde nur das was das Möbelhaus bezahlt: Zu wenig und für ihn unfreiwillig.

Für die steigende Anzahl von Reklamationen hat der Möbelriese natürlich auch eine Lösung um sich schadlos zu halten: Er reklamiert beim Hersteller und fordert kostenlosen Ersatz.
Unglaublich? Mag sein, aber es existieren tatsächlich knallharte Regelungen nach dem Motto: Ich kaufe die Küchen bei euch und wenn wir etwas kaputt machen liefert ihr es kostenlos nach. Hersteller, die sich nicht daran halten, fliegen aus dem Sortiment.

Wen überrascht es jetzt noch, dass sich unser Vorzeigeunternehmen auch bei der Montage der reklamierten Möbelteile schadlos hält: Das übernimmt natürlich der neue Selbstständige – und zwar kostenlos. Eigene Monteure (wenn es sie noch geben sollte) werden dafür nicht eingesetzt. Die muss man ja bezahlen. Scheinselbstständige sind nun einmal keine eigenständigen Dienstleister sondern Befehlsempfänger.

Dieses traurige Gesamtbild der Möbelbranche habe ich übrigens in den letzten zwei Jahren gewinnen müssen, in denen wir rund 250 Küchen für die Großen der Branche montiert haben. Natürlich neben der „normalen“ Arbeit für den Fachhandel, ohne deren Aufträge dieser Selbsttest weder finanziell noch mental durchzustehen gewesen wäre.

Davon ausgehend, dass die Möbelbosse nicht blöd sind und die Auswirkungen auf ihr eigenes Unternehmen unterschätzen, nehmen sie das alles billigend in Kauf. Die eigentliche Dienstleistung der Montage verkommt zum „After Sales Service 2.0“, der nicht mehr die eigentliche Kundenbindung im Visier hat, sondern ausschließlich den schnellen gesparten Euro. Die gescheiterten Selbstständigen, die mit dem Ertrag ihre Kosten nicht mehr decken können, können ja bei Notwendigkeit einfach wieder eingestellt werden und in dieser Rolle sieht man sich sogar als Samariter und kommuniziert diese Gutmütigkeit auch nach außen.

Mir sagte tatsächlich einmal ein Möbelboss ins Gesicht, der Rückgriff auf Subunternehmer für die Küchenmontage käme das Unternehmen wesentlich teurer als fest angestellte Mitarbeiter. Als ich dem, mit Hinweis auf betriebswirtschaftliche Fakten, widersprach musste ich erfahren, dass natürlich für dieses Unternehmen ganz andere Zahlen existieren würden. Den Beweis blieb er allerdings schuldig.

All dem zum Trotz sind es diese Unternehmen, die sich gegenüber Ihren Kunden mit dem Argument des mangelnden Service beim Onlinekauf von Möbeln und Küchen zur Wehr setzen möchten, was unter Betracht der eigenen Machenschaften schon eine gewisse komische Komponente beinhaltet. Im Gegensatz zum stationären Handel weiß der Online-Handel wenigstens um die noch bestehenden Defizite beim Service und versucht diesen zu verbessern. Beim Möbelriesen geht die Tendenz genau in die andere Richtung. Das nach außen kommunizierte Service-Verständnis wird nicht mehr eingehalten, bzw. es kann unter diesen Voraussetzungen nicht mehr eingehalten werden.

Da Blauäugigkeit keinem weiterhilft ist es natürlich auch kein Aufruf den großflächigen Möbelhandel zu boykottieren. Das würde auch nichts nützen, da der Küchenfachhandel und die Küchendiscounter es nicht leisten können, die rund eine Million Einbauküchen, die pro Jahr in Deutschland gefertigt werden, abzuwickeln. Aber man sollte wissen auf was man sich einlässt und die richtigen Schlüsse aus dem schlechten Service und der mangelhaften Montagequalität ziehen können wenn es mal wieder passiert ist.

Ob das Ausweichen auf Online-Möbelbuden wie Westwing oder Home24 eine Alternative darstellt darf bezweifelt werden. Deren agieren ist ja bekanntlich nur sekundär mit Gewinnerzielungsabsichten verbunden und es geht eher darum, irgendwann durch aufgehübschte Umsatzzahlen ein Unternehmen mit hohem Gewinn verkaufen zu können. Der zweifellos angerichtete Kollateralschaden im stationären Möbel- und Küchenhandel wird diesem Interesse untergeordnet und in Kauf genommen.

Es stellt sich die Frage, warum der stationäre Handel in Form der Möbelriesen nicht einfach die ungeliebte Dienstleistung komplett einstellt und sich ausschließlich auf den Absatz konzentriert? Da liegen doch die eigentlichen Prioritäten und es liegt doch nahe, dass der Kunde keinen Service einem Schlechten den Vorzug geben könnte.

Oder nicht?
 

bibbi

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Ich kann zwar nicht mit offiziellen Zahlen dienen,aber weniger bezahlt der Enkunde bei den Möbelriesen auch nicht.Das durch deine Beschreibung gesparte Kapital muss ja für gigantische Werbemassnahmen aufgewendet werden. Ansonsten kann ich deine Ausführung nur unterschreiben.
LG Bibbi
 
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Man weiss halt nicht was zuerst da war...
Der Wunsch der Kunden nach Küchen für 3000,-
oder die immer-billiger-Politik von Teilen des Handels.

Als ich vor Längerem gelesen hab, dass Du auch als Sub der Möbeldiscounter montierst, habe ich mich echt gefragt, warum Du dann nicht auch dem ollen Samy
hilfst.

Meinem "Sub" bezahle ich € 50,- incl. Steuer die Stunde und eine Anfahrtspauschale.
Da kommen halt schnell mal 2.000,- zusammen.
2,5 Tage vor Ort + Anfahrt ca. 500 km kosteten mich letztens auch
2000,- + Spesen für 3 Nächte
Für mich selbst setze ich 300,- pro Tag an. (wobei ich die selten auch bekomme *seufz*)

So ist wohl schnell klar, warum es meine Küchen nicht zu Preisen gibt,
wie sie die Branche sonst all zu oft suggeriert.

Ein Problem ist, dass sich die Entwicklung von Märkten letztlich nicht steuern lässt.
Immer wird es Markteilnehmer geben, die sich Vorteile von bestimmten Verhaltensweissen erhoffen.
Und arme Schweine, die für 100,- Euro am Tag Küchen reinkloppen werden sich auch immer finden.

Dem Kunden kann das alles egal sein, so lange er am Ende eine ordentliche Küche ordentlich montiert bekommt.
Und klappt das mal nicht, verdienen halt auch noch die Anwälte.
 

Michael

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warum Du dann nicht auch dem ollen Samy
hilfst.

Es geht ja nicht um mich. Es geht um eine Menge Menschen, die von dem System quasi ausgelutscht werden und eigentlich nur über die Runden kommen wenn sie Samstags noch einen schwarzen Euro machen um ihren Hilfsarbeiter für die Woche bezahlen zu können - die täglich einen guten Job machen und durch den Gang in die Scheinselbstständigkeit zudem kriminalisiert werden.

Das alles nicht aus der Not heraus sondern aus purer Raffgier. Schließlich könnte man das Unternehmen ja mal verkaufen und da muss schließlich die Bilanz stimmen. Eine halbe Million mehr Gewinn bringt halt mehr Erlös.

Der Kunde, dem das alles egal ist, sollte aber auch seine Branche im Auge haben und aufpassen, dass ihm nicht das gleiche passiert. Dann ist es nämlich vorbei mit der Gleichgültigkeit.
 

Wolfgang 01

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Ich unterschreibe mal bei dir Michael...
muß dazu aber noch anmerken, das der ein oder andere Subunternehmer sich selbst in diese Lage gesteuert hat.
Es nutzt ja nichts blauäugig ein Gewerbe anzumelden und dann nach Vorgaben anderer den Stundenlohn/Festbetrag etc. festlegen zu lassen.
Zum "Selbstständig" sein gehört eben mehr. Und da ist der Subunternehmer gefordert sich entsprechend kundig zu machen. Unterläßt er dies, muß eben mit Konsequenzen früh oder später gerechnet werden. Spätestens wenn irgendwann mal das Finanzamt auftaucht und eine Betriebsprüfung vornimmt. Im schlimmsten Fall kommen die viele Jahre nach der Gewerbeanmeldung, die Nachzahlungen die vom Sub dann in der Regel zu erbringen sind sprengen schnell den Rahmen der Rücklage falls überhaupt eine vorhanden ist.
Klar, dass andere die "Dummheit" des Nichtwissens ausnutzen.
 

tantchen

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...bin zwar nicht mehr selbständig, aber möchte es vll. wieder werden. Und dank dieser Subs, die nicht rechnen können oder wollen, geistern immer wieder solche Zwangs-Rentenversicherungs-Gerüchte rum, die dann z.B. auch den durchaus gutbezahlten ITler betreffen würden. Der in einer komplett anderen Lage ist, aber trotzdem durch solche Missstände mit reingezogen würde...

Insofern sollte es wirklich niemandem egal sein, wo er seine Küchen/Möbel oder sonstwas kauft. Irgendwie kommt immer alles wieder bei einem selber an. Und sei es nur der Stress, wenn die Küche murksig aufgebaut wurde und man ewig dem Möbelriesen hinterherrennen muss, um überhaupt mal in die Nähe von Schadenersatz oder Mängelbeseitigung zu kommen.
 

bibbi

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Wir leisten uns ja noch den Luxus von festangestellten Monteuren.
Die dazu notwendige Kalkulation ist bei größeren aufwendigen Küchen dem Endkunden noch zu vermitteln.
Schwierig bis unmöglich ist es bei kleineren Objekten,wo die erforderlichen 300-500.-
Mehrkosten keine Akzeptanz mehr beim Kunden finden.
Im Ersatzbedarf und Einzelverkauf sieht es dank Online Handel noch schlimmer aus.
Da möchte ich nicht in der Haut eines Subs stecken,der für eine knappe Pauschale
ältere Geräte ausbauen muss,neue Geräte montieren,incl.Transport,Fahrzeit usw.

Ein Merkmal für die Marktentwicklung ist für mich auch eine relative Überausstattung
an Möbeltechnik(Auszüge/Liftschränke/Apotheker/Lemans u. Co.)und natürlich auch
die Überfrachtung an Gerätetechnik.=Zauberwort Blockverrechnung =
Dies dient natürlich zur Margenstabilisierung, weil der Abwicklungsaufwand ja der gleiche ist und die Montage meistens pauschal abgerechnet wird.

Aber für eine erste preiswerte Küche kommt man durchaus auch mit schlichten
Geräten und 1- 2 Auszugschränken klar.Es lohnt sich halt für die Kalkulation einfach nicht.
Die schlimmsten Auswüchse sind für mich dann die Meterpreisküchen.
Hier werden dann externe Provisionsverkäufer auf die Kunden losgelassen und hinterher wird versucht die Kalkulation zu optimieren.(meistens nicht zu Gunsten des Kunden,
der ja auch noch die Provision des Externen mitbezahlen muss)

Ein weiteres Problem ist aus meiner Sicht auch, daß es weder für einen Küchenmonteur
noch für den Verkäufer feste Berufsbilder und Qualifikationen gibt(mit den entsprechenden Tarifgehältern)
Jeder ehemalige Frisör /Autoverkäufer kann Küchen verkaufen und jeder der einen
Schraubendreher von einem Küchenquirl unterscheiden kann, wird sich zutrauen eine
Küche zu montieren. Die Konditionierung erfolgt einfach über die Provision im Verkauf
oder Pauschalpreis bei der Montage . Und wenn es nicht so gut klappt , muss der Hersteller die reklamierten Teile halt kostenlos nachliefern und der Sub kostenlos montieren.


LG Bibbi
 

martin

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Ich kann mich noch daran erinnern, als es Mitte der 80er Bestrebungen gab den Lehrberuf Küchenmonteur zu etablieren. Gescheitert ist das Ganze damals an den unterschiedlichen Anforderungen von Industrie (Ausstellungsküchen) und Handel (Haushaltsküchen). Im Grunde besteht diese Diskrepanz heute noch; denn eine Austellungsküche muss nur gut aussehen, dauerhaft stabil muss sie nicht sein.
 

Michael

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Seit 10 Jahren gibt es den Ausbildungsberuf der Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice. Leider besteht so eine Berufsschulklasse zu 80% aus Azubis der Umzugsunternehmen. Die bilden kontinuierlich und viel aus aber in der Regel ausschließlich um billige Treppenläufer zu haben.

In der Fachrichtung Küchen sieht es bei den Möbelriesen auch mau aus. Wie sollen sie auch ausbilden? Man kann ja einem unterqualifizierten Sub keinen Azubi aufs Auto setzen.
Dort wird viel in Lagerlogistik ausgebildet und es ist klar warum: Billige Kräfte, die den ganzen Tag mit der Ameise durch die Halle fahren, sind gefragt. Abruchquote: 70% :w00t:
 

shopfitter

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Hi, eigentlich ist das Ganze an der Handwerkskammer gescheitert. Stichwort "Einbau von genormten Baufertigteilen". Bedeutet(e), Nichtkammergeführte dürfen nicht einmal ne Passblende zuschneiden usw. Die Komplexität der Küchenmontage wurde durch Regularien regelrecht niedergebügelt;...es konnte sich keine stabile Monteurskontour entwickeln. Ausgehebelt durch den Druck der Industrie entwickelte sich immerhin eine erträgliche Subkultur....ohne "Nachwuchs". Schlechte Bezahlung und teilweise unerträgliche Arbeitsbedingungen sind nur Fußnoten und Konsequenz der "Geiz ist Geil" Mentalität.
Als Selbständiger wechselte ich vor fünf Jahren in die Festanstellung eines Inhabergeführten 500qm Studios. Natürlich habe ich jeden Tag bereut:rolleyes:, aber immerhin erreicht, neben unserem Supersub:2daumenhoch::2daumenhoch::2daumenhoch: bis zu drei Festangestellten ne Spielwiese zu bieten....klappt leider nicht so gut. Verweildauer max 6 Monate.
Alle kamen von den "Großen" und alle gehen wieder dahin. Trotz schlechterer Bezahlung lebt es sich da augenscheinlich besser....wobei wir wieder bei Einsatz und Qualität gelandet wären.
 

Michael

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Klar. Wenn was nicht passt packst du deine Sachen und fährst wieder.
Die Scheiss-Egal-Mentalität wird ja von oben vorgelebt und was will man dann unten erwarten?
Jede Rekla führt zu Abzügen beim Verkäufer - Die Industrie liefert kostenlos und der Suppi montiert für lau. Warum Reklas vermeiden wenn man ordentlich daran verdient?
 

shopfitter

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So siehts aus. Leider fehlt vielen Flächenmonteuren nicht nur die Motivation, vielmehr einfach die Kompetenz die Reklamation "vor Ort" hinzubiegen.
Folge: Inkompetenz wird nicht einmal mehr hinterfragt,läuft durch....die A-Karte bleibt beim Kunden. Selbst Schuld?
 

Dobifan

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Hui.. schwieriges Thema finde ich. Was meint ihr? Was kann ich denn als Kunde tun? Wenn ich meinen KFB (Vorraussetzung Küchenstudio oder kleines Inhaber-geführtes Möbelhaus) nun frage: Wer montiert die Küche? Ist die Antwort... unsere Monteure.

Nur.. die gleiche Antwort bekomme ich als Kunde im Riesen-Möbelhaus auch. Was soll ich dann machen? Fragen... sind das Subunternehmer oder eigene Angestellte? Aber.. ist das dann zwingend ein Qualitätsmerkmal? (sofern die Antwort denn ehrlich ist) Oder bekomme ich guten Service nur bei einer hochpreisigen Küche? Wäre ja auch unlogisch, oder nicht? Oder muss ich wirklich davon ausgehen, dass jede Küche die von einem Möbelriesen kommt auch schlecht montiert wird? Wohl auch nicht.

In der Umsetzung finde ich das gerade nicht einfach.

Also... wie soll ich mich als Kunde verhalten um sicherzustellen, dass ich es mit Monteuren zu tun bekomme, die ihr Handwerk verstehen und dann auch bitte die richtige Motivation mitbringen?

Berufstitelschutz gibt es ja offensichtlich also nicht oder kann/soll ich pauschalisieren - jedes Küchenstudio montiert super, die Möbelriesen nicht? Mutig.. mutig..oder nicht?

Grübelnde Grüße in die Runde
 

Snow

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Was kann ich denn als Kunde tun?
Eigentlich nichts, ausser hoffen, an einen Handwerker zu geraten, der sein Handwerk auch versteht. Das zieht sich doch quer durch alle Gewerke.
Die Frage für mich stellt sich immer wieder, wer trägt Schuld an Inkompetenz oder fehlenden Motivation?
Der Unternehmer, der es sich nicht leisten kann/will seine Mitarbeiter zu schulen um auf dem neusten Stand zu bleiben?
Der Mitarbeiter selbst, weil er glaubt unterbezahlt zu sein?
Der Kunde, weil er nicht mehr bereit ist, für Qualität zu bezahlen?

Ich erlebe oft bei Nachfragen, insbesonders bei Umbauten von Küchen, wie schier die Augen aus dem Gesicht fallen, wenn nach Kalkulation Preise genannt werden. Da kommen in der Tat Aussagen wie, das kann doch nicht so teuer sein, die Möbel abzubauen und wieder hinzustellen.

Ich glaube ein Thema, das ganze Seiten füllen würde, ohne eine befriedigende - sowohl für den Unternehmer, als auch für den Endkunden- Antwort zu bekommen.
 

Wolfgang 01

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Man sollte es so sehen wie es ist....
Wenn du zB. einen Rechtsbeistand benötigst ist es letztendlich auch unsicher an wen du gerätst. Es gibt gute oder schlechte. Sie kosten zu 95% alle gleich viel. Ob du dann mit dem Rechtsbeistand gut fährst oder nicht siehst zu hinterher. Abziehen kannste dann nix. Nachbesserung gibt es auch nicht.

Ärzte: Einer kann dir helfen, der andere nicht. Kosten: Immer gleich viel. Ob mit Heilung oder ohne.
Versicherungen: Klar haste dich versichert... nur nicht für diesen speziellen Fall. Pech gehabt.;-)

Sorry, WIR sind nicht die schlechteste Branche. Auch wenn es oft so dargestellt wird.

Geh mal Freitag gegen 8 Uhr zum Amt weil du vergessen hast deinen Perso zu verlängern.....
 

Dobifan

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Na ja.. nur weil es Branchen gibt die schlechter sind macht`s das Dilemma nun nicht besser! *lach*
 

Michael

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Eine mögliche Strategie ist natürlich sensibel auf Veralberungen der bekannten Art zu achten. Die berühmte "Ich frag mal den Chef"-Methode wird ja nicht von den tollen Hechten im Verkauf generiert sondern von oben verordnet. Wer die Kunden so behandelt wird mit dem eigenen Personal nicht besser verfahren.
Es ist ja auch überwiegend ein Problem bei den großen Möbelbuden und Küchenfachmärkten, und wer mehr als 10K investieren möchte ist beim regionalen Fachhandel meistens besser aufgehoben. Eine Gewähr bekommt man nie, auch dort gibt es entweder schwarze Schafe oder es geht mal was in die Hose.
 

Wolfgang 01

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Natürlich nicht...leider.
Ein Patentrezept gib es nicht.
Ich wollte damit nur sagen das wir nicht die schlechteste Branche sind. Wenn man in seinem Job das beste gibt, sollte man das auch von anderen erwarten können.
Leider wurde ich auch von vielen enttäuscht die vermeintlich die Besten waren. So ist es nunmal im Leben. Damit muß man umgehen können. Scheinbar wird es wohl nicht besser..
Darum, einfach mal ausprobieren.....Egal ob kleiner oder großer Laden.
 
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