75% Anzahlung vor Aufmaß?

rick5

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Hallo zusammen,

habe den Kaufvertrag für meine erste Küche bei einem Möbelhaus im süddeutschen Raum unterschrieben - direkt beim zweiten vor-Ort-Termin, ohne den Vertrag zuvor gesehen zu haben.

Natürlich ist der Verteter alles durchgegangen und natürlich dachte ich mir bei 75% Anzahlung auch erstmal, dass es viel ist, aber eigentlich stimmte das Vertrauen und daher ging ich davon aus, dass es wohl üblich sein wird.

Habe auch eigentlich kein Problem damit - meine Sorge ist nur: Wie hoch ist das Insolvenzrisiko?
Das kann hier vermutlich keiner beantworten, aber vielleicht krieg ich von Euch ein paar Indizien:

Wie gut kommen die Möbelhäuser im Durchschnitt mit Corona klar?
Und welche Anzahlungen sind denn bei Möbelhäusern hier im Süden wirklich üblich?

Grüße
Rick
 

isabella

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Ich kenne hier im Süden auch Möbelhäuser die gar keine Anzahlung verlangen, wobei ich für die Küche nicht ins Möbelhaus gegangen bin, sondern im Küchenstudio . Dort haben wir etwa 30 - 60 - 10 (die letzte 10 nach Fertigstellung) vereinbart und für die Anzahlung (30%) habe wir eine Bankbürgschaft angefordert und erhalten. 75% bar auf die Kralle ohne Gegenleistung würde ich niemals geben, schon aus Prinzip nicht. Wie hoch die Konkurswahrscheinlichkeit einer nicht genannte Firma ist... wer weiß? Und wenn Du es auch genau wusstest: Jetzt ist es eh zu spät, Du hast bereits unterschrieben.
 

steglitz1977

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Natürlich ist der Verteter alles durchgegangen und natürlich dachte ich mir bei 75% Anzahlung auch erstmal, dass es viel ist, aber eigentlich stimmte das Vertrauen und daher ging ich davon aus, dass es wohl üblich sein wird.
Naja, max 10%-15 % Anzahlung, weitere ca. 70%-75% bei Lieferung (Expressüberweisung) und den Rest erst nach Abnahme (1-2 Wochen später).
Ich behaupte sogar, alles andere ist unseriös, denn wenn insolvent ist die Kohle wahrscheinlich (Rangfolge Insolvenz seehehr weit hinten)...
 

mozart

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Das ist doch Quatsch.
1-2 Wochen wären ein regelrechter Sicherheitseinbehalt. Das macht man am Bau, das vereinbart kaum ein Küchenstudio .
Eine Abnahme gibt es bei Küchen für private Abnehmer gar nicht Das ist auch gut so, sonst wäre nach der Unterzeichnung der selben jeder Anspruch auf weitere Mängelbeseitigung erloschen. Abnahmen werden im gewerblichen Bereich gemacht.

Gängig im Sinne von "wird häufig so gemacht" sind Anzahlungen bis ca. 50%. Im Einzelfall
kann die Vereinbarung einer noch höheren Anzahlung gegen einen gewissen Preisnachlass völlig ok sein-wir haben Kunden, die danach fragen.
Daß eher selten nach Anzahlungsbürgschaften gefragt wird, wundert mich, es ist aber so.
Wenn wir nicht gefragt werden, müssen wir uns das Prozedere auch nicht antun, wir wissen im Gegensatz zum Kunden genau, wo wir stehen.

Corona dürfte für die Mehrheit der Küchenstudios umsatzfördernd sein. Die Branche arbeitet seit 1 Jahr an der Auslastungsgrenze.
 

kuechentante

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Corona dürfte für die Mehrheit der Küchenstudios umsatzfördernd sein. Die Branche arbeitet seit 1 Jahr an der Auslastungsgrenze.
Das ist richtig.
Aber es muss zunehmend auch mehr vorfinanziert werden, da die Küchen aufgrund der Lieferengpässe bei den Geräteherstellern zunehmend lagern und auf Einbau warten.
Eine Küche setzt sich aus mehreren Vorieferanten zusammen, die alle Rechnung legen, wenn geliefert wurde.
Da interressiert nicht, daß ein anderer Lieferant im Verzug ist.

Teilweise sind auch die Bauherren nicht fertig ,.. heisst KÜche kann nicht ausgeliefert werden .
Der Händler muss seine Lieferanten bezahlen.
Ist die Küche des Kunden dann noch finanziert zahlt die Bank erst nach Einbau gegen Vorlage des Lieferscheins /Montageberichtes die Summe an den Händler aus.

Insolvent kann man auch trotz guter Auftragslage werden ,so denn Liqudität fehlt .
Anzahlung ... nur gegen Anzahlungsbürgschaft.
 

steglitz1977

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Das ist doch Quatsch.
1-2 Wochen wären ein regelrechter Sicherheitseinbehalt. Das macht man am Bau, das vereinbart kaum ein Küchenstudio .
Eine Abnahme gibt es bei Küchen für private Abnehmer gar nicht Das ist auch gut so, sonst wäre nach der Unterzeichnung der selben jeder Anspruch auf weitere Mängelbeseitigung erloschen. Abnahmen werden im gewerblichen Bereich gemacht.
Naja, drei Küchen in unterschiedlichen Studios gekauft und immer diese Bedingungen gehabt, insofern ist der Einstieg "Quatsch" anmaßend und Ihre Aussage QUATSCH!
Und natürlich gibt es Abnahmen und Sicherheitseinbehalt, welchen Leidensdruck verspührt denn sonst ein Küchenstudio den Schaden zu beheben außer die Kohle?
Und jetzt bitte nicht "der schlechte Ruf"...
 

mozart

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Ganz einfach die vertragliche Verpflichtung.
9 von 10 Anbietern machen das einfach so, ohne zusätzlich aufgebauten Druck. Alles andere wäre ja auch nicht zielführend. Wenn der Kunde Recht hat, wird er es auch durchsetzen, dadurch entstehen für den Anbieter zusätzliche Kosten.
Die Vorstellung, die Nachbearbeitung ausgelieferter Küchen hänge vom Stand der Zahlung ab, ist ebenfalls in 9 von 10 Fällen falsch.
Umgekehrt erleben wir leider regelmäßig, daß Kunden spätestens nach der 2. Mängelbeseitigung glauben, sie hätten nun Anspruch auf eine Minderung, obwohl die Küche nun mängelfrei steht.
Den einen oder anderen Kunden lernt man nach der Montage völlig neu kennen. Da wird dann sehr zielgerichtet nach Gründen gesucht, warum man den Kaufpreis nicht vollständig entrichten muß.
 

KerstinB

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Aber Anzahlung VOR Aufmaß und Auslösung der Bestellung beim Lieferanten mit 75% anzusetzen, finde ich dann doch etwas hoch. Quasi als Abnahmegarantie fände ich 10 bis 15 % angemessen, bis zu 50 % dann nach Aufmaß (Anzahlungsbürgschaft) und Rest bei Lieferung.
 

mozart

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Hi,
das geht mir ja genauso.
Ich sitze täglich vor Kunden und muß mit Ihnen über die Zahlung sprechen.
Vielen ist das Thema schlicht egal, getreu dem Motto, zahlen muß ich sowieso, warum nicht gleich.
Ich selbst würde nie und nirgends ohne Absicherung mehrere tausend Euro anzahlen.
Es gibt Kunden, die bei 38t€ Volumen fragen, wieviel Nachlass bei vollständiger Vorkasse drin ist. Da ich dafür eine zusätzliche Provision bekomme, mit der man zu zweit ganz nett essen gehen kann, sage ich nicht nein.
Es gibt Kunden, denen eine vollkommen zins- und kostenfreie Finanzierung zu viel Akt ist. Dabei macht die es möglich gar nichts zu zahlen bis die Küche steht.
Die meisten Kunden sehen das recht sorglos. Das liegt auch daran, daß Ausfälle durch Insolvenzen in Deutschland sehr selten sind.
 

rick5

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Vielen Dank für die ganzen Antworten!

Ich fasse mal zusammen:
- 75% vor Aufmaß sind nicht nur am oberen Ende des Üblichen, sondern deutlich darüber
- Ohne Bankbürgschaft würde hier kaum jemand so viel anzahlen
- Der Möbelbranche geht es aber im Allgemeinen ganz gut mit Corona
- (Meine Interpretation) Vermutlich hat es der Verkäufer zwecks Extra-Provision einfach mal versucht und es hat geklappt

Frage an die Verkäufer hier:
Fändet ihr es unverschämt, wenn ich jetzt nachträglich fragen würde, ob eine Bankbürgschaft möglich wäre?
Im Prinzip hab ich das Ganze schon als eigene Dummheit verbucht, die ich jetzt halt mit ein paar Wochen Zittern bezahlen muss...
 

Michael

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Fragen kostet nichts und ansonsten bin ich bei Mozart: Insolvenzen sind selten in Deutschland.

Unverschämt ist die Frage jedenfalls nicht. Zumindest nicht so unverschämt wie die Forderung einer Anzahlung in der Höhe.
 

mozart

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Allerdings steht die Antwort bereits fest-niemand wird dir nachträglich eine Finanzierung anbieten. Das hat einen handfesten Grund. Mit der Finanzierung entstünde ein Kündigungsrecht, das Du mit dem Kaufvertrag allein nicht hast. Dieses Risiko geht kein Händler ein.
Es gibt in der Kundschaft echte Spezialisten, die mit einer FiNa kaufen, nur um einen Kaufvertrag mit genauer Stückliste zu erhalten. Damit laufen sie dann zu einem Anbieter, der gerade mit "wir machen auf jeden Preis 10%" wirbt. Dort kaufen sie dann und stornieren den ersten KV über das Kündigungsrecht bei der FiNa.
 

Fernblau

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@rick5 : Ich schätze den Pragmatismus, mit dem Du in der Sache unterwegs bist. Großartig andere Möglichkeiten zum Umgang mit der Situation hast Du jetzt auch nicht mehr. Wenn die Frage gewesen wäre "Soll ich wirklich 75% ohne jegliche, für mich nutzbare Gegenleistung anzahlen?" hätte ich einen glühenden Appell in Deine Richtung gesendet, dies bitte nicht zu tun. Jetzt ist der Fisch geputzt und das wird nicht die einzige Lebenssituation bleiben, in der das Prinzip Hoffnung die einzige Haltestange ist.

Für alle potentiellen Nachahmer (und ohne hier den Pessimisten rauszuhängen) teile ich jedoch noch einmal gerne die Erfahrung, dass Insolvenzen nun soo selten auch wieder nicht sind. Im beruflichen Umfeld habe ich sie bei Geschäftspartnern bisher etwa ein halbes Dutzend Mal erlebt, inklusive des unschönen Geschehens, den Leistungsausfall zu kompensieren, den eigenen Kram irgendwie wieder aus der Konkursmasse zu lösen, etc. Persönlich hat's mich in diesem Leben bisher so richtig nur einmal getroffen, aber das war nunmal gerade ein Küchenstudio . Auch die haben vorher getönt von wegen sie müssten ja besser wissen wie es ihnen wirtschaftlich ginge als jeder "Kunde" und eine Anzahlungsbürgschaft hätte ja hier noch niemand verlangt und so weiter. Worauf ich freiwillig die Anzahlung verdoppelt und natürlich auf der Bürgschaft bestanden habe. Das (und nur das) hat mich am Ende gerettet und uns die einzige Küche beschert, die nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens von diesem insolventen Unternehmen überhaupt noch aufgebaut wurde.

Also der Sechser im Lotto bleibt deutlich unwahrscheinlicher als die Insolvenz (und dennoch spielen wir :-)), aber die Wahrscheinlichkeit, dass das Zittern mit einer Küche belohnt wird, ist wohl deutlich über 95%. Genau wie die Wahrscheinlichkeit, dass uns die Hütte nicht abbrennt. Aber wer verzichtet deshalb schon auf eine Feuerversicherung? ;-)
 
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